25 Millionen Deutsche machen SelfiesDas hat der Bitkom herausgefunden
27.6.2014 • Gesellschaft – Text: Jan-Peter WulfRund zwei Drittel aller deutschen Smartphone-Besitzer machen es den Filmstars, aus dem Flugzeug steigenden WM-Spielern oder dem US-Präsidenten nach: Der Branchenverband Bitkom hat ermittelt, dass 25 Millionen Deutsche die Frontkamera ihres Smartphones benutzen, um ein Selbstportrait, kurz Selfie, von sich zu machen.
Woher der Bitkom es weiß? Er hat genau 1.004 Personen ab 14 Jahren danach gefragt. Teilergebnisse: 71% der 14- bis 29-jährigen nutzen ihr Smartphone für Selfies, bei den 30- bis 49-jährigen zwei Drittel (66%). Selbst von den Senioren über 65 Jahren nehmen 41 Prozent Selbstporträts mit der Handykamera auf, mit 68% machen etwas mehr Männer als Frauen (62%) Fotos von sich selbst. Rund 60% teilen ihr Selfie anschließend in sozialen Netzwerken, bei den 14- bis 29-Jährigen sind noch ein paar Prozentpunkte mehr, das überrascht nun nicht.
Dass es insgesamt schon so viele Menschen tun hat nicht nur damit etwas zu tun, dass es mittlerweile viele Smartphones mit Frontkamera gibt. Es hat vor allem damit etwas zu tun, dass das uralte Selbstportrait jetzt einen so putzigen Namen bekommen hat. Erstmals soll er schon 2002 in einem australischen Forum der Begriff „Selfie“ aufgetaucht sein, doch in den landläufigen Sprachgebrauch diffundierte es erst im letzten Jahr, 2013 wurde es zum englischen Wort des Jahres gekürt. Vorher, unbenannt, war es immer ein bisschen peinlich, in aller Öffentlichkeit, z.B. vor einer Sehenswürdigkeit, ein Selbstportrait von sich zu machen - schnell knipsen, bloß weg.
Jetzt? Name da und damit Akzeptanz. Gründliche Vorbereitung? Bittesehr, wir warten. Platz machen für denjenigen, der sich in Position bringt? Entschuldigung, wir begeben uns off-scene. Kim Kardashian auf Instagram folgen, um zu wissen, wie es richtig geht? Äh, ja. Wer einer Person, die gerade ihren Selfie vorbereitet, wohlmeinend zur Hilfe eilt, um das Fotografieren für sie zu übernehmen, outet sich als Nichtkenner dieser neuen Kategorie, als Trottel. Längst hat sich der Selfie ausdifferenziert - Healfie (Ich und mein grüner Smoothie), Welfie (Ich im Fitnessstudio), Shelfie (Ich vor meiner Turia+Kant-Gesamtausgabe), wie populär ein Selbstschuss in Social Networks wird, hat das MIT in eine Formel gebracht. Der „tipping point“ ist erreicht, es tun immer mehr Leute, weil es immer mehr Leute tun. Richtig viele Leute. Das mobile Selbstportrait mehrheitlich hoffähig, wer abdrückt, muss sich nicht einer übertriebenen Selbstverliebtheit bezichtigen lassen. In diesem Sinne: fröhliches Weiter-Selbstknipsen. Und wehe, jemand nutzt den Selbstauslöser.