Bruce Springsteen und das teuerste MP3 der WeltSo läuft's nicht, das Business

Bruce Springsteen

Digitale Abzocke, Teil 275: Der US-Rocker will zukünftig Mitschnitte seiner Konzerte an treue Fans verkaufen. Wie Downloads funktionieren und wie viel das kosten darf hat Herr Springsteen aber nicht verstanden.

Früher war ja alles verboten. Vor dem Internet. Da ging man auf ein Konzert und die Security am Eingang sammelte neben Getränken vor allem Fotoapparate und Aufnahmegeräte ein. Bild und Ton gehörten den Künstlern. YouTube war noch nicht erfunden, niemand knipste nach dem Konzert zuerst den Computer an, um zu schauen, ob schon Clips des hoffentlich wundervollen Abends online waren. Und wer doch Bilder oder Mitschnitte wollte, wartete ein paar Wochen oder Monate und ging auf den Flohmarkt. Zu den Dealern des Vertrauens. Erinnert sich noch jemand an die Preise von Bootlegs auf Doppel-LP?

Dann kam das Handy und alles wurde anders. Auch die Künstler und deren Managements begriffen schnell, dass es der Mitarbeit der Fans bedurfte, Gigs und Tourneen zu erfolgreichen Unternehmungen zu machen. Ein Schnappschuss hier, ein verwackeltes Video dort: alles prima. Leben und leben lassen. Und weil es eben immer mehr dazugehört, dass man seinen Helden vor dem Screen praktisch hinterher reisen kann, entdeckten die Musiker schnell ein neues Geschäftsmodell. Jedes Konzert mitschneiden, rudimentär abmischen und innerhalb kürzester Zeit den Fans zur Verfügung stellen. Als Download. Einige Bands bieten diese Möglichkeit sogar direkt nach Konzertende, an der digitalen Merchandising-Tankstelle: ”Ich hätte gern das T-Shirt und - ach - die CD von eben nehm‘ ich auch noch mit“. Und jetzt kommt Bruce Springsteen.

Der will jetzt auch ein Stück der digitalen MP3-Dividende des immer wichtiger werdenden Live-Geschäfts. Noch wichtiger wäre allerdings für Herrn Springsteen, das Management zu wechseln.

Um die Live-Mitschnitte der Konzerte zu bekommen, muss man zunächst mal ins Internet. Nein, nicht, um sich die Files runterzuladen. Das wäre zu einfach. Pro Konzert muss man einen USB-Stick kaufen. Der ist in ein Armband eingearbeitet. Warum? Weiß kein Mensch. Unerklärlich ist auch der Preis pro Stick: 40 US-Dollar. Plus Porto selbstverständlich (8,95). Dafür bekommt man dann das Konzert, kodiert als 320er MP3.

Selbst wenn uns Bruce Springsteen im Allgemeinen und seine Musik im Besonderen irgendetwas bedeuten würde: Wir gehen jetzt wieder auf den Flohmarkt. Zu unserem Dealer mit der Spezialkiste.

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