Das, was er da festhält, kann kaum mehr sein als ein wackeliges Bild mit Sound wie Grütze. Eine miese Momentaufnahme. Statt das Konzert im Jetzt zu genießen, wird das auf später verschoben. Nur findet dieser Genuss später nie statt, denn die Qualität ist später einfach nicht goutierbar. Und wie stellt sich die damit festgehaltene Erinnerung an ein Ereignis dar (das Konzerterlebnis), wenn dieses Ereignis vor allem aus Filmen (also Arbeit) bestand? Ein seltsam überflüssiges Phänomen. Aber das soll nun einen Sinn bekommen, zumindest nach den Plänen eines irischen Startups.
Die Idee ist auf den ersten Blick nicht unclever, die sich Cathal Furey und sein Team von Fan Footage ausgedacht haben: Wer auf ein Konzert geht, wie gewohnt mitfilmt und den Content auf der Seite hochlädt, erhält im Gegenzug dafür seinen Clip unterlegt mit dem professionell aufgenommenen Audiomitschnitt plus die Möglichkeit, das Konzert aus anderen Perspektiven zu sehen - nämlich aus jenen anderer Nutzer, die ihr Video hochgeladen haben. Dass deren Perspektive meist nur marginal anders ist - Randnotiz. Linkin Park, Jamie Cullum, Bon Jovi... die Zahl der bislang versammelten Konzert-Multimitschnitte ist noch überschaubar. Aber führt man sich vor Augen - zum Beispiel beim Anschauen der hier hochgeladenen Clips, in denen man meist mehr Smartphones als Menschen auf der Bühne sieht - wie viele Menschen im Publikum ihr persönliches Video filmen, scheint das Potenzial gar nicht mal so klein zu sein. Ob es nun wirklich ein besserer Grund ist zu filmen, oder vielleicht sogar zu sagen - ätsch bätsch, wenn es so viele andere machen und ich es mir später sogar noch anschauen kann, dann lasse ich mein Smartphone mal in der Tasche - eine persönliche Entscheidung. Mir persönlich gefallen weiterhin Konzerte besser, in denen einfach alle drauf verzichten (dann ist es auch dunkler im Auditorium) und nach vorne gucken. Live kann man nämlich gar nicht reproduzieren, und das ist doch das Schöne daran.

Fan Footage