Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
##Chinas Durst auf Wein
Das Gerücht, dass Chinesen heiß auf Wein sind, aber wenig Ahnung von ihm haben und sowieso viel zu schnell einen sitzen haben, als dass die Chance auf Kenner-Genuss bestünde, hält sich hartnäckig. Nach diesem Text wird das nicht viel anders sein. Na gut, zum Teil: Denn von den Weinen der chinesischen, hierzulande völlig unbekannten Marke Changyu, die den Europa-Markt erobern will, ist der renommierte Wein-Journalist Manfred Klimek ziemlich angetan. Und angeheitert, denn wenn eine chinesische Delegation zu Tisch bittet, dann wird gebechert. Und sei der Tropfen noch so edel - runter damit. In einem Schluck! Ein weinseliger Statusbericht.
„Hahaben Siehi ihin Deuheutsland keiheine kohommunistische Parteihei?“, fragt der Vize. „Doch“, sagt der Deutsche, „aber die wollen, dass alle Menschen Geld ohne Arbeit bekommen.“
##Oh, du schönes Simmental
Gibt es jetzt bei McDonalds, denn der Billigbräter will nun auch irgendwie auf der Premium-Burger-Welle mitsurfen: Hamburger wie den „Bacon Clubhouse“ mit 100% Simmentaler Rind. Das Simmental liegt in der Schweiz, im idyllischen Berner Oberland. Im Imagefilm, der auf den Screens in den Stores läuft, sieht man, wie die Rinder mit einer Art Waschanlagen-Bürste gereinigt und verwöhnt werden. Müssen ja besondere Rinder sein! Das Wagyu-Beef der Alpen? Nein, es handelt sich um ziemlich gewöhnliches, weltweit verbreitetes Fleckvieh. Allerwelts-Rindfleisch, denn die Tiere sind besonders „gut“ für Massenhaltung geeignet. Standard als Premium verkauft, von Bio ganz zu schweigen: „Wurstsack“ Hendrik Haase nimmt den Burger auseinander, vom Bun bis zur Käsesauce. Ein freudloses Unterfangen.
„Was suchen Sie?” fragt er mich. „Das Simmentaler Rind.” antworte ich. „Was soll das sein?” hakt er nach. Ich erkläre kurz, worum es geht. „Ach so, keine Ahnung.”
##Alleine essen, trinken, sein
Es gibt Menschen, die gerne in Bars, Kneipen, Restaurants gehen, um allein zu sein. Lesen, Rauchen, Sinnieren, Trinken, Ruhe im Trubel ringsum finden. Eigentlich eine literarische Figur. Und doch ist es für die Protagonisten oft gar nicht so einfach alleine zu sein. Weil andere Gäste es partout nicht glauben wollen, dass sie alleine sein wollen, nicht einen mittrinken, nicht sich an ihren Tisch setzen. „Wollen Sie schon mal die Karte sehen (bevor Ihre Begleitung erscheint)?“ Loner with a cause kennen das. Stuart Vyse, einer von ihnen, gibt in diesem wunderbaren Text Tipps, wo man am besten ganz für sich sein kann. Wie man Zeitung, Zeitschrift, Buch oder Smartphone so neben dem Essen platziert, dass auch der Letzte checkt: Ich will nicht gestört werden. Aus dem Innenleben eines Introvertierten.
„I was the guy standing at the bar — because there was no place to sit — with a hamburger in one hand and a copy of Franzen’s Freedom in the other. Despite the chaos of the scene, I had a remarkably pleasant time. No one said a word to me.“
##Insekten-Chips
Heuschrecken? Lecker. Grillen? Lecker. Seidenraupen-Cocons? Lecker. Alles Geschmacks- und Kultursache. In hiesigen Breiten ist es das Insekten-Essen nicht allzu gängig, doch das könnte sich ändern: Fleisch ist in der Krise, weniger Fleisch gilt nicht nur als gesünder, sondern auch als nachhaltiger. Sogar Rügenwalder sattelt auf vegetarische Wurst um. Proteine, die bislang vor allem massenhaft produziertes Fleisch liefert, braucht der Mensch, und das haben Insekten satt. Damit könnten sie auch ein Teil der Lösung sein, wie in Zukunft Millionen, ja Milliarden mehr Menschen gesättigt werden. Fehlt noch die Lösung gegen die Vorbehalte. Da hat sich ein Startup, das aus der Edelschmiede Harvard entsprungen ist, was ausgedacht: Chips aus Insekten – Chirps. Auch Burger aus Insektenbratlingen will „Six Foods“ herstellen. Kann das Simmentaler Rind bald einpacken? Impulse im Interview mit Gründerin Rose Wang.
„Als dann Menschen tatsächlich unser Essen gekauft haben, da hat sich das zum ersten Mal wie ein Unternehmen angefühlt.“