Leseliste 23. Juli 2017 – andere Medien, andere ThemenVerdrängung, das alte Samsung, Kinoerlebnis auf Twitter und kein Cash mehr in China

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

Verdrängungskampf

Nirgends ist derzeit in Berlin die Verdrängung so zu spüren wie in Kreuzberg. Die Mieten haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Im bundesweiten Vergleich der teuersten Städte hat die Hauptstadt sogar Hamburg überholt und rangiert nun auf Platz 7. In der Reichenberger Straße, Ecke Glogauer befindet sich der Croissantladen Filou, der mit Hilfe von Bürgerinitiativen und Protesten medienwirksam vor der Verdrängung gerettet werden konnte. Direkt daneben führt Claire D’Orsay seit einiger Zeit ihr Restaurant Vertikal. Sie zog vor sieben Jahren der Liebe wegen von Brooklyn nach Berlin und der Laden wurde schnell Projektionsfläche des Hasses gegen Gentrifizierung. Scheiben wurden eingeschlagen, finstere Graffiti an die Wand gesprüht. Ein bizarres Bild, das aber auch Sinnbild für die Situation im Kiez ist. Carolin Ströbele schaut für die Zeit hinter die Kulissen der Reichenberger Straße. Es ist wie immer kompliziert.

Auch Claire D'Orsay ist gekommen, sie will den Anwohnern vermitteln, dass sie nur Mieterin ist und mit der Kündigung des Filou nichts zu tun hat. Am Ende des Abends gründet sich eine neue Nachbarschaftshilfe: die GloReiche (ein Akronym aus den Straßennamen Glogauer und Reichenberger). Anschließend zieht eine kleine Gruppe zu einer Spontandemo vor das Vertikal. "Sie schlugen an die Fenster und schrien: 'Kündigung zurücknehmen'", sagt D'Orsay. "Da habe ich mich zum ersten Mal wirklich hilflos gefühlt. Weil ich merkte: Keiner hat mir zugehört.“

Von einem, der nicht auszog

Samsung Bixby LL 23072017

Foto: Vjeran Pavic via theverge.com

Ein Butler namens Bixby

Welche Software man verwendet, sollte nicht von den Geräte-Herstellern diktiert, sondern den Kunden überlassen werden. Es hat eine Weile gedauert, bis der Elektronik-Riese Samsung das begriffen hat und die eigenen Android-Apps nicht mehr auf den Galaxy-Telefonen installierte und so jahrelang in direkte Konkurrenz zu Google getreten war. Auf dem Galaxy S8 rudert Samsung zurück und läuft „zu alter Form“ auf. Der eigene Sprachassistent „Bixby“ soll nicht nur die unterschiedlichsten Services bieten, die Google längst am Start hat, Kunden sollen die eigene Entwicklung auch unter allen Umständen einsetzen. Dafür hat das Telefon sogar einen eigenen Knopf bekommen, der nu Bixby aktiviert und für nichts anderes verwendet werden kann. Das Problem: Bixby hat nich viel Areit vor sich, um ein auch nur ansatzweise verlässlicher Partner zu werden. Langsam, launisch und voller Fehler. Das ist das Fazit von Dan Seifert, der den ihm und Millionen von Käufern des Telefons aufgezwungenen Beta-Test nicht länger mitmacht. Hoffentlich ist das alte Samsung nicht wirklich zurück.

„This wouldn’t be a problem if Bixby was actually good, useful, or at least different from what Google already provides with Android.“

Bixby feels more like a return of the old Samsung than a path to the future

Sorry, hier sitzt schon meine Tasche

Mal was Erheiterndes: Jemand hält im Kino den Nebenplatz für seinen Freund frei. Das Kino ist halbleer, die Platzwahl frei, trotzdem besteht ein weiterer, offenbar hochgradig pedantischer Filmbesucher genau auf diesen Platz. Was dann passiert, ist Comedy. Ein schönes Beispiel, wie sich der 140-Zeichen-Dienst für eine Fortsetzungsgeschichte nutzen lässt.

„Dann warten wir einfach 5 Minuten“ und verschwand. Der Sitzplatzbegehrende baute sich auf, starte auf seine Armbanduhr und zählte laut ...

Eine kleine Geschichte vom Kinobesuch

We Chat Pay Leseliste 20170723

China: QR statt Cash und Karte

Wer wissen will, wo Vorne ist, muss immer öfter nach China blicken. Dort zeigt sich Fortschritt in Facetten, die uns hoffentlich nicht so schnell (niemals!) ereilen, aber auch in solchen, die unser Leben früher oder später aber sicher prägen werden. Bezahlen per App ist zum Beispiel so eine Sache. Obwohl technisch schon lange kein Problem mehr, kann sich der Westler, viel mehr noch der Deutsche, kaum von seiner Kollektion aus EC-Karte, Visa, Mastercard und Bargeld trennen. Schon mal jemand Apple Pay benutzt? In Chinas Städten ist Bargeld out. Ob Imbiss oder Inlandsflug, bezahlt wird per WeChat oder Alipay. Ersteres gehört zum Tech-Riesen Tencent (Hier unser Interview mit dem Chef der Musikstreaming-Tochter TME), war einst bloß Messenger und ist mittlerweile die zentrale App fürs digitale Leben in China. Zweiteres gehört zum noch größeren Tech-Giganten Alibaba. Drei Jahre haben sie gebraucht, um den Geldschein zur Randerscheinung zu degradieren.

„Enterprising musicians playing on the streets of a number of Chinese cities have put up boards with QR codes so that passers-by can simply transfer them tips directly.“

In Urban China, Cash Is Rapidly Becoming Obsolete

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Cornelius, Mønic und Terrence Dixon

Spinbox: Plattenspieler aus Pappe ...... nicht nur für Vinyl-Pappenheimer