Digital und überallDas Filter präsentiert die Pop-Kultur 2020
23.6.2020 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannVom 26.-28. August findet in Berlin mittlerweile zum sechsten Mal das Pop-Kultur Festival statt. Wobei: Das Stichwort Berlin ist dabei 2020 genauso unwichtig wie der Run auf Tickets. Gefeiert, performt, gezeigt, gelesen und diskutiert wird dieses Jahr ausschließlich online. Heute wird das komplette Line-up vorgestellt. Das Filter präsentiert das Festival und gibt euch einen ersten Überblick über das, was euch erwartet. Gastland ist 2020 übrigens Kanada.
Wenn Kulturschaffende etwas aus dem Jahr 2020 gelernt haben, dann das: Alle müssen ihre Kunst vollkommen neu denken. Etablierte Arbeitsabläufe, Routinen wie Konzerte, lange Nächte an den Decks – all diese Darbietungsformen pausieren. Bis wann, weiß heute noch niemand. Die Macher*innen der Berliner Pop-Kultur haben die Frage „Absagen oder online durchstarten” für sich schon vor einiger Zeit beantwortet. Das Festival findet im Netz statt. Ein Wagnis, bei dem jedoch auch viel Gutes entstehen kann.
Nun ging es bei der Pop-Kultur schon immer um weit mehr als Musik. Eine Aneinanderreihung von Live-Streams aller gebuchten Künstler*innen wird es also nicht geben. Im Gegenteil: Sowohl in der Berliner Kulturbrauerei – wo das Festival in den letzten Jahren stattfand – als auch weltweit arbeiten alle Beteiligten an ihren Projekten, unterstützt von Video-Teams. Damit nicht nur der Sound stimmt, sondern auch das Visuelle. Die Arbeiten werden vom 26. bis 28. August erstmals der Öffentlichkeit online vorgestellt, separat und in einem dreiteiligen Show-Format.
Ein paar Highlights gefällig? Catnapp befasst sich in ihrem Commissioned Work „DAMAGE Experince” mit der Realität und taucht als Avatar in eine Videospielwelt ein, die sie mit komplett neu dafür produzierter Musik unterlegt. Andere Berliner Musiker*innen nehmen es multidimensional: hackedepicciotto planen in einem Commissioned Work eine Fusion aus Malerei, Grafik und Green-Screen-Technik, unterlegt mit einem Live-Remix ihrer Musik von den Gebrüdern Teichmann. Das Digitale bietet dabei auch Chancen, die sich so vor Ort in Berlin nicht umsetzen ließen. Die äthiopisch-israelische Rapperin Eden Derso taucht in die HipHop-Szene in Tel Aviv ein, Wanlov the Kubolor von den FOKN Bois setzt sich mit Musik und Film kritisch mit den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in Ghana auseinander: „Contradict. Ideas for a New World” heißt der Dokumentarfilm.
Das Programm der Pop-Kultur 2020 wurde von Katja Lucker, Martin Hossbach und Christian Morin zusammengestellt – gemeinsam mit den Gastkuratorinnen Pamela Owusu-Brenyah, Leyla Yenirce und Yeşim Duman.
Bevor es Ende August dann wirklich losgeht, läuten diverse Veranstaltungen im Vorfeld den Festival-Marathon ein: So findet am 3. Juli bereits eine Ausgabe der „Concerts For Future goes virtual” statt, am 12. Juli läuft auf Cashmere Radio ein Konzertabend mit lokalen Bands aus Berlin.
Das Filter blickt bis zum Festival-Start hinter die Kulissen und berichtet über die Vorbereitungen.
Pop-Kultur Festival-Line-up 2020
SESSIONS 24/7 Diva Heaven / Eat Lipstick / Isolation Berlin / MADANII & LLUCID / Mavi Phoenix /
The Düsseldorf Düsterboys / The Notwist
COMMISSIONED WORKS: Catnapp presents »DAMAGE Experience« / Chikiss presents »Silent Cinema in Modern Sound« / hackedepicciotto remixed / King Khan: »Rat- Tribution Now« / Preach: »Fathoeburger«
COMMISSIONED WORKS DIGITAL: Galouchë Galore / Jammerpunk / Pop-Kultur Fanfaren
DIGITAL WORKS: 21 Downbeat / Cartel Madras / Eden Derso / Evija Vēbere / Hendrik Otremba / Jessy Lanza / Jojo Abot / Mueran Humanos / Noga Erez / SADO OPERA / Super Besse / Theodora / Wanlov The Kubolor (FOKN Bois) / Yugen Blakrok
TALK: »DO IT YOURSELF: African Music Festivals«: Elena Schulz-Görner, Jumoke Adeyanju, Pamela Owusu-Brenyah, Wale Davies / »Ping Pong Hayat and the Art of Staying Alive«: Joana Tischkau, Reyhan Şahin, Ronya Othmann, Yeşim Duman / »Speaking of Sampling«: Azadê Peşmen, Enis Maci, Jesseline Preach, Leyla Yenirce
FILM: »Contradict. Ideas for a New World.«
DIGITAL RESIDENCIES: Goethe Residency: Mpho Sebina & S. Fidelity / Digital Residency Tel Aviv-Berlin: Tellavision & Echo