Die Band Real Estate aus Ridgewood/New Jersey klang für mich damals auf ihren ersten beiden Alben „Real Estate“ (2009) und „Days“(2011) wie Belle and Sebastian mit Surfbrett, wenn auch von NJ die Westküste ein ganzes Stück weg sein mag. Glasgow erst recht. Sie fügten sich aber auch ganz perfekt in den Indie-Kanon des möglichst unaufgeregt, kompakt arrangierten und leicht verkifften Anders-Pop Ende der 00er Jahre, den auch Beach House, Atlas Sound, Wild Nothing und viele mehr wunderbar deklinierten. Der Name Dreampop war von Anfang an doof und ist es noch immer.

Nun das dritte Album von der Band um Martin Courtney, Alex Bleeker und Martin Mondanile mit dem bedeutungsschwangeren Namen „Atlas“. Dieser Titan der griechischen Mythologie, der die Last des Himmelgewölbes ganz allein auf seinen Schultern trug. Viel düsteres, psychiatrisches Seziermaterial gibt es dennoch nicht. Real Estate sind im Laufe der Bandgeschichte fokussierter geworden, tanzen nicht mehr so auf den Spitzen wie vorher und schaffen es, einige Entwürfe für den fast perfekten Gitarrenpopsong abzuliefern. Da klingt bei Songs wie „The Bend“ Prefab Sprout durch, Primitive ist ein nachhaltiges Beispiel für nicht schlecht zu findenden Power Pop. Da wären auch Teenage Fanclub stolz drauf.

Man kommt nicht umhin, beim Hören von Platten wie „Atlas“ an lullige Coming of Age-Filme wie „The Way, Way Back“ zu denken. Dieses 1st World Problem-Amerika: weiß, leicht schizoid abgründig, dennoch perfekt, auch weil es Amerika ist und es in Amerika für jedes Problem eine Lösung gibt. Ich hörte mal, dass in Zeiten, wenn es um die Gesellschaft schlecht gestellt ist, Frauen sich besonders aufwendig schminkten und stark einparfümierten. In Zeiten von Staatsverschuldung, NSA und noch immer nicht ausgemerzter sozialer Ungerechtigkeit in Obama-USA, ist die neue Real Estate ein vielleicht gerade deshalb perfekter Soundtrack.