Leseliste 29. März 2020 – andere Medien, andere ThemenAirbnb, Corona-Techno, Alexa-Transkription, Ebola-Chronik

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

Airbnb

In Zeiten des weltweiten Shutdowns stehen neben Hotels auch Hunderttausende Airbnb-Wohnungen leer. Diese Einbußen treffen gerade die hochprofessionalisierten Betreiber, die ihre zahlreichen Appartements teils mit hohen Krediten finanzieren und nun trocken laufen. Alleine für London schätzt man 48.800 Häuser und Wohnungen, die bei Airbnb gelistet sind. Die Folge: Viele Ferienwohnungen tauchen in der eigentlich unbezahlbaren englischen Hauptstadt plötzlich im regulären Mietmarkt auf. Zu teils niedrigeren Preisen als der bisherige Schnitt. Im Vergleich zum Vorjahr verbucht die Immobilien-Plattform Rightmove einen Anstieg von frei verfügbaren Wohnungen um 45 Prozent.

For the short-term rental industry, the collapse of Airbnb is a disaster. These property empires are almost always built on extremely wobbly foundations. Many operators, enticed by get-rich-quick guides, take out substantial bank loans, negotiate deals with landlords to guarantee market rent for up to three years, and then try to make as much money as possible by renting out the properties short-term on Airbnb. It’s estimated that short-term rentals on Airbnb can return between three and five times the rental rate compared to a long-term tenant. But the scheme only works if you can rent out the apartments.

London’s rental market is being flooded by bargain Airbnb listings

Techno, Corona, Abrechnung

Shawn Reynaldo denkt in seinem Newsletter „First Floor“ über die aktuelle Situation der Dance Music nach. Clubs sind zu, DJs können nicht mehr reisen und weltweit ihre USB-Sticks anschließen – das Geld wird knapp. Die letzten Tage und Wochen haben es gezeigt: Überall wird gestreamt, überall startet Fundraising – um präsent zu bleiben und überleben zu können. Wie kann es sein, dass die Rücklagen schon nach so kurzer Zeit aufgebraucht sind, bzw. gar nicht vorhanden sind? Strukturelle Probleme, sagt Reynaldo. Und ruft dazu auf, die Szene nach der Pandemie grundsätzlich neu aufzusetzen. Weniger Festivals, geringere Gagen, größerer Fokus auf DJs und Produzenten vor Ort. Weniger Hype, mehr Graswurzel. Resident Advisor bekommt sein Fett dabei genauso weg wie Spotify. Ein streitbarer Kommentar, der aber eines überdeutlich macht: Das Prinzip Dance Music stand so oder so vor der Implosion.

I don’t want to save the scene; I want to fix it, and enact structural change that allows us to build something that’s both more sustainable and more rewarding for the electronic music community.

The Scene Isn't Worth Saving

Alexa-Transkription

Dass man sich mit HomePod, Echo Dot oder Google Home nicht bloß Siri, Alexa und den Google Assistant ins Haus holt, sondern auch potenzielle Abhörtechnik, dürfte hinreichend bekannt sein – wenn es auch weiterhin geflissentlich ignoriert wird, wie die Verkaufszahlen nahelegen. Für das Magazin Capital haben mehrere Journalisten mit ehemaligen Mitarbeitern der Tech-Konzerne oder ausgelagerten Sprachassistenz-Unternehmen gesprochen, deren einzige Aufgabe darin bestand, Sprachaufnahmen zu transkribieren. Von wegen alles maschinell. Hier hören Menschen Menschen ab – und das zu tausenden für schlechten Lohn. Das Stück ist den Klick hinter die Paywall wert.

Fragten Mitarbeiter beim Management, ob sie allzu private Clips überspringen könnten, wurde ihnen gesagt, dass keine Clips zu privat seien. [...] Ehemalige Führungskräfte aus Apples Siri-Abteilung sehen das System bis heute nicht als Verletzung der Privatsphäre.

Alexa, was machst du mit meinen Daten? (Blendle-Paywall)

Rückblick auf Ebola

Lässt sich von Ebola etwas für Corona lernen? Vielleicht. Sechs Jahre ist es her, dass der Viren-Ausbruch Westafrika fest im Griff hatte, am Ende waren 11.000 Menschen tot. Dieser Beitrag blickt zurück: Mit einer Chronik der rund zweijährigen Epidemie und mit einem Gespräch mit dem Marburger Virologen Stephan Becker über die Lehren daraus – Erfolge, Versagen und Schutz für die Zukunft.

Die Übertragungen nehmen zu, weil durch die Rodung von größeren Teilen des Regenwalds die natürliche Barriere zwischen tropischen Tieren und dem Mensch verschwindet.

Die Ebola-Lektion

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Portable, Mute Duo und Waxahatchee

Mix der Woche: Orson Wells & 41ISSANeue Podcast-Reihe des Robert Johnson