Monkey BusinessEine Nacht im 25hours Hotel Bikini Berlin
31.1.2014 • Leben & Stil – Text: Jan-Peter WulfMit den Tieren aufwachen: Das können die Gäste im neuen 25hours Hotel am Berliner Zoo. Was heißt können - zumindest wer sein Zimmer zooseitig gebucht hat, kommt vermutlich gar nicht drum herum.
Denn schon jetzt, wo Berlin noch unter einer Schneedecke und die Temperaturen unter Null liegen, die meisten Zoobewohner in ihren Häuschen sind statt im Freiluft-Gehege, können wir am Morgen diverse Tiergeräusche erlauschen, hier oben im recht kuscheligen Bett des Hotelzimmers, in dem wir zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung des Hauses probeschlafen. Wie wird das erst sein, wenn der Frühling da ist und alle wieder draußen die Tagessonne begrüßen?
Stoffäffchen auf dem Bett, Tier-Graffiti an den Wänden im Treppenhaus, eine "Monkey Bar" und eine zurzeit noch nicht ganz fertig gestellte "Jungle-Sauna" - die in diesem Designhotel allgegenwärtigen namentlichen wie optischen Bezüge zum Nachbarn, den Berliner Zoo im Allgemeinen und das direkt angrenzende Affengehege im Besonderen, sie sind fast schon ein wenig zu viel.
Doch dass die Lage dieses Hotels, Teil des neuen Bikini Berlin (eröffnet im April), eine Besondere ist, das ist keine Frage. Direkt an einer innerstädtischen Grünfläche gelegen zu sein, ohne eine Straße dazwischen und folglich ohne Verkehrsgeräusche, hat allein schon Seltenheitswert. Dass sich in dieser Grünfläche dann auch noch so viele putzige Tiere tummeln, ist vermutlich weltweit ohne Beispiel. Deswegen sollte jeder, der hier absteigt, tunlichst versuchen, eines der insgesamt 149 Zimmer zu ergattern, die "zooside" ausgerichtet sind.
Obwohl: Auch der Blick in die andere Richtung hat was. Die Restaurationsarbeiten an der Gedächtniskirche sind fast abgeschlossen, die Schutzfassade wird zurzeit rückgebaut und somit ist die City-West-Skyline in Kürze wieder ganz die Alte. Neu im Stadtbild allerdings ist das der Turm des gegenüberliegenden Waldorf-Astoria-Hotels, in dem schon am frühen gestrigen Abend ungewöhnlich viele Zimmer dunkel waren. So richtig gut soll es ja nicht laufen, hört man in der Stadt. Nach Komplettbelegung sieht es jedenfalls nicht aus.
Doch das kann uns hier ja egal sein: Wir haben eine bequeme Matratze, einen schönen Ausblick und als Betthupferl zwei wirklich leckere Gin-Tonic-Variationen genossen, einen mit weißem Portwein und einen mit Sellerie-Bitters gewürzt. Für diese muss man zwar etwas tiefer in die Tasche greifen als sonst in der Stadt, unter zehn Euro ist kein Longdrink zu haben, dafür sind die Portionen üppig und das Glas nicht schon mit drei Eiswürfeln randvoll.
Neben Gin- und Tonic-Kreationen gibt es an der Affenbar auch eine Vielzahl an Tiki-Drinks, rumbasierte Exotik-Mixturen, die hier, stilecht, in Voodoo-Keramikbechern serviert werden. Exotisch ist auch das Essen im Hotelrestaurant Neni, ein Mix aus israelischer, persischer, russischer, arabischer, marokkanischer, türkischer, deutscher, spanischer und österreichischer Küche: Balagan nennt die Restaurantchefin Haya Molcho das. Sie betreibt unter dem gleichen Namen auch ein Restaurant am Wiener Naschmarkt und eines in Zürich, ebenfalls in einem 25hours Hotel. Mit dem Chef der Designhotel-Kette Christoph Hoffmann habe sie sich angefreundet, als dieser sein Hotel in Wien eröffnete und fast täglich zum Mittagessen zu ihr auf den Naschmarkt kam, erzählt sie uns. Ihren kulinarischen Eklektizismus, von dem man nur Gutes hört, probieren wir spätestens im Frühling. Wir müssen ohnehin wiederkommen und prüfen, ob unsere Vermutung zutrifft, dass man hier sich hier von den Lauten der Tiere wecken darf. Welch wunderbare Alternative zum wakeup call wäre das.