Review: Beyerdynamic A 200 pDie wundersame HighEndisierung der Musik

BeyerdynamicA200P

Mit diesem kleinen Kästchen will Beyerdynamic die Musik, die wir täglich am Rechner und auf dem Telefon hören, besser klingen lassen. Aber geht das überhaupt?

Herr im Himmel, we are so fucked.

Als die Musik mobil wurde, damals, als Sony den Walkman erfand und der Kompaktkassette endlich auch ein kompaktes Abspielgerät verpasste, da war die Welt noch in analoger Ordnung. Heute aber? Vergesst es! Bit-Raten, Komprimierungs-Formate, Streaming: Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren. Musik ist digital und das wird für immer mehr Menschen zum Problem.

Beyerdynamic hat da was, um dem Problem Herr zu werden. Den A 200 p, eine kleine Kiste, die man zwischen Rechner oder Smartphone und den Kopfhörer klemmen kann, um so den Klang zu verbessern. Um das zu verstehen, müssen wir ganz weit ausholen und zuallererst mal das Problem lokalisieren. Ihr seid angeschnallt? Los geht‘s.

Jenseits von der Schallplatte und der Kassette wird Musik heute digital angeboten. Auf CD oder als File, z.B. MP3. Anhören kann man sich das nicht. Die Daten müssen zunächst in ein analoges Signal zurückübersetzt werden, das unsere Ohren als Ton wahrnehmen können. Diesen Job übernehmen die so genannten D/A-Wandler, kleine Chips, die die digitalen Nullen und Einsen neu zusammensetzen. Pfennig-Artikel. Aber natürlich mit Potenzial. Um die Produktionskosten von CD-Playern, Laptops und Smartphones zu drücken, werden also in der Regel nicht die besten Wandler verbaut, sondern vielmehr Massenware. Ihr ahnt, wie die Geschichte endet. Das ist das Problem.

Und die Lösung soll nun der A 200 p sein. In dem kleinen Kistchen arbeitet ein vermeintlich sehr guter D/A-Wandler, der natürlich auch entsprechend mehr kostet. 300 Euro kostet der kleine Plastikklotz. Wie funktioniert der aber überhaupt?

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Der Trick ist, dass der interne Wandler eurer Gadgets umgangen wird. Erklären wir es an Hand des Telefons. Eingestöpselt wird nicht am Kopfhörerausgang - hier hängt der Billo-Wandler dran -, sondern am USB- bzw. Lightning-Port. Euer Kopfhörer wird dann am A 200 p eingesteckt. So werden die Musikdateien 1:1 vom Telefonspeicher abgegriffen und erst in der Kiste selbst gewandelt. In High End. Damit die Musik besser klingt. Und das ist dann auch schon das nächste Problem. Bzw.: Wir brauchen den Erklärbär nochmal.

Es gibt einige Hersteller von Audio-Gerätschaften, die die potenzielle Käuferschaft mit einem echt lässigen Argument lockt. ‘Mit unseren Kopfhörern klingt Musik endlich so, wie es die Musiker wollten,‘ heißt es dann immer. Das ist nicht lässig, sondern mindestens fahrlässig. Denn erreicht wird dieser „Effekt des Andersklingen“ einerseits durch Lautstärke, andererseits und vor allem durch eine Art Equalizer, der die Frequenzen der Musik betont, auf die das Gehirn besonders anspringt. Ein billiger Marketing-Gag, aber auch ein sehr erfolgreicher. Im Kern gehen diese Hersteller damit jedoch das gleiche Problem an, das auch Beyerdynamic in den Griff bekommen will.

Beyerdynamic A 200 p

  • Kompatibilität: iOS-Geräte mit Lightning Port, Android-Geräte ab Android 4.1, OS X, Windows
  • Audio-Qualität: bis zu 24 Bit / 96 kHz
  • Audio-Wandler: Wolfson WM8740
  • Batterielaufzeit: 11 Stunden
  • Lieferumfang: Lightning-Kabel, USB-Kabel, Tragetasche
  • Preis: 299 Euro
  • weitere Infos: Beyerdynamic
Beyerdynamic A200P-03

Wenn man aus Scheiße schon kein Gold machen kann, dann sollte die Scheiße auf dem Weg durch die Smartphone-Kanalisation doch wenigstens nicht mehr angerührt und weiter verunreinigt werden, bis sie ins Klärbecken fällt.

Beyerdynamic A200P-04

Denn die Musik, die wir tagtäglich auf unseren Geräten hören, ist in der Regel komprimiert. Das heißt, bestimmte Frequenzen wurden herausgefiltert, um die Datei kleiner zu machen. So passt mehr Musik auf Smartphone und Co. Und auch, wenn Speicher heute eigentlich kein großes Problem mehr ist, haben sich die Hörgwohnheiten mit den Jahren geändert und das klassische MP3 ist der Quasi-Standard unseres Musikkonsums geworden. Wer unkomprimierte Dateien auf seinen Telefonen hat, werfe den ersten Stein, und zwar in meine Richtung, denn ich mache das tatsächlich.

Die Musik ist also komprimiert und klingt lasch. Oder: lascher als sie eigentlich klingen müsste. Das ist - wie alles bei der Musik - immer subjektiv, muss überhaupt kein Problem sein und lässt sich außerdem in der Tat durch bestimmte Kopfhörer ganz gut kaschieren. Aber es ist doch so: Wenn man aus Scheiße schon kein Gold machen kann, dann sollte die Scheiße auf dem Weg durch die Smartphone-Kanalisation doch wenigstens nicht mehr angerührt und weiter verunreinigt werden, bis sie ins Klärbecken fällt. Und diesen Weg geht Beyerdynamic.

Hört man denn nun den Unterschied? Ja, tut man. Führt nach dem Erstkontakt mit dem Wandler-König fortan kein Weg mehr an der Kiste vorbei? Doch. Denn auch wenn es den Klang eurer Musik, gerade wenn auch wirklich gute Kopfhörer mit im Spiel sind, deutlich - oder zumindest spürbar: your mileage may vary - nach vorne bringt, geht die Kosten/Nutzenrechnung nur bedingt auf, bzw. nur in bestimmten Szenarien. Unterwegs ist der A 200 p problematisch. Will man denn immer dieses Kästchen mit dabei haben? In der Jackentasche geht das noch ganz gut. Wer aber immer alles in der Hosentasche verstaut, wird sich bedanken. Beyerdynamic liefert ein kleines Lederetui mit, das man sich an den Gürtel klemmen soll. Nicht gut. Was kommt denn dann als nächstes? Kaufen wir wieder BlackBerrys? Wer allerdings viel Musik am Schreibtisch über Kopfhörer hört, wird mit dem Wandler schon deutlich besser zurechtkommen: Hier stört er in keinster Weise.

Die Idee ist und bleibt jedoch gut und unterstützenswert. Und bewirkt vielleicht, dass einige Hersteller von mobilen Geräten zukünftig einfach bessere Wandler verbauen und das Problem so versuchen, in den Griff zu bekommen. Das Prinzip des A 200 p ist nicht neu, es gibt bereits ähnliche Produkte von anderen Firmen. So klein jedoch hat noch niemand einen Wandler bekommen. Wie und ob sich das alles irgendwann mal auflöst? Wer weiß da schon. Bis dahin bleiben wir entweder weiter gefuckt oder besorgen uns einen kleinen Freund fürs Telefon wie den A 200 p.

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