Die Blockbuster des ersten Quartals 2014: Teil 2300 - Rise of an Empire, Lone Survivor, Pompeji

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Übersichtliche Feindesverhältnisse: 300 - Rise Of An Empire // Foto: Warner Bros. Pictures

Von linksliberal-klassenkämpferischen Filmen bis zu jenen, die sich eine verschärft reaktionäre Mobilmachung auf die Fahnen geschrieben haben: Unser Filmredakteur Sulgi Lie hat sich die Blockbuster des ersten Quartals 2014 angeschaut.

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Übersichtlichere Feindesverhältnisse herrschen dagegen in „300: Rise of an Empire“: Im Sequel zu Zack Snyders „300“ übernimmt ein charakterloser australischer Muskelprotz namens Sullivan Stapleton als Themistokles die Führung über die antike Spezialeinheit. Ansonsten wird nahtlos an das popfaschistische Gewaltdelirium des Vorgängers angeknüpft. Hier wie dort kommt alles Böse aus Persien – Homo Gender Trouble in Form des gepiercten, effeminierten Menschengotts Xerxes (Rodrigo Santoro), Hetero Gender Trouble in Form der bogenschießenden Amazone Artemisia (Eva Green). All diese persische Dekadenz muss im heiligen Krieg gründlich ausgemerzt werden, um den homosozialen Männerbund in seiner Reinheit zu stählen – nur die Starken überleben. Das klingt nicht nur unverhohlen misogyn und rassistisch, es ist ganz humorlos auch so gemeint. Trotzdem – oder leider – ist die visuelle Textur von „300“ extrem sexy: hypertaktile 3D-Bilder, völlig artifiziell und detailverliebt fetischistisch. Ein Imperium der Oberflächenreize.

##Zaudern hat fatale Konsquenzen
Audiovisuelle Kicks am laufenden Band mit einer ebenso reaktionären Gesinnung fährt auch der Afghanistan-Kriegsfilm „Lone Survivor“ auf höchstem filmtechnischen Produktionsniveau auf. Basierend auf tatsächlichen Ereignisse der „Operation Red Wing“ im Jahr 2005 erzählt der Film vom Schicksal von fünf Navy-Seals-Soldaten, denen ihre ethisch noble Entscheidung zum Verhängnis wird, ein paar verdächtige afghanische Schafzüchter nicht zu töten: Natürlich entpuppen sich die Schafzüchter als blutrünstige Talibans, die es in haushoher Überzahl auf die bärtigen US-Boys abgesehen haben. Das Zaudern vorm präventiven Töten, so will der Film wohl sagen, hat fatale Konsequenzen: Im orientalischen Schafspelz steckt der Taliban.

Lone Survivor

Wandlung vom Redneck zur christologischen Opferfigur: The Lone Survivor / Foto: Universal Film

Das darauf folgende Gefecht dehnt der Film zu einem exzessiven Martyrium des leidenden und schmerzenden Körper, wie man es im amerikanischen Kriegsfilm vielleicht seit Ridley Scotts „Black Hawk Down“ nicht mehr gesehen hat: Symbolisiert durch das schier endlose Fallen von den steinigen Hängen eines Berges, verwandeln sich die fünf Redneck-haften Soldaten zu christologischen Opferfiguren, die ihr Blut für den Kollektivkörper der amerikanischen Nation vergießen, bis nur noch „The Lone Survivor“ übrig bleibt – Mark Wahlberg als der ideale Gesamtamerikaner und Erlöser von Afghanistan, der am Ende noch einen kleinen afghanischen Jungen mit der totalen Amerikanisierung segnet. Nach „Operation Kingdom“ (2007) zeigt sich Regisseur Peter Berg wiederum als virtuoser Action-Handwerker: Brillantes Sounddesign und eine entfesselt immersive Kamera kreieren eine maximal somatische Erfahrung des Kriegs. Der Zuschauer wird mit Haut und Haaren zum Navy Seal: I Want You For the U.S. Army!

Die Schwäche der 3D-Technik – ihre scherenschnittartige Schichtung von Flächen
– wird bei Anderson zu Stärke

Zum Glück gab es im ersten Quartal 2014 neben all diesen Stahlgewittern auch einen Film, der ideologisch halbwegs soft und trotzdem ästhetisch progressiv daherkam: „Pompeij“ von Paul W.S. Anderson. Anderson gehört spätestens seit „Resident Evil: Afterlife“ (2010) zu den besten 3D-Regisseuren in Hollywood und beweist dies auch in „Pompeij“: Im Gegensatz zu vielen anderen 3D-Filmen nutzt Anderson in einigen grandiosen Sequenzen des Films die Technologie nicht nur zur Illusion der Raumtiefe, sondern zum digitalen Update der guten alten Rückprojektion. Die Schwäche der 3D-Technik – ihre scherenschnittartige Schichtung von Flächen – wird bei Anderson zu Stärke, wenn sich der Bildhintergrund in Gestalt von Flammenmeeren phantasmagorisch vom Vordergrund abspaltet: ein betörender piktorialer Effekt. Und mit Kit Harrington aus „Game of Thrones“ hat „Pompeij“ einen zeitgemäß romantischen Helden: muskelbepackt, aber dennoch ein Pferde- und Frauenflüsterer. „Look at me, just me“, wispert er seine Liebsten ins Ohr, als in der großartigen letzten Einstellung die finale Feuerwand als dreidimensionale Rückprojektion anrollt: Wir schauen gerne hin.

Ideologisch halbwegs soft und ästhetisch progressiv: Pompeji

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