Leseliste 19. November 2017 – andere Medien, andere ThemenPodcast-Junkies, eine denkwürdige Nacht, Parkplatz-Nächte und Restaurant-Ruin

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Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

Podfasters

Wie man welche Medien konsumiert, sei jedem selbst überlassen. Man kann Bücher querlesen, Platten pitchen oder sogar – DJ-Style – im Laden nur schnell durchskippen, um den Killer-Breakdown schneller zu finden. Beim gesprochenen Wort jedoch – beim vorgelesenen Wort – hat man wenig Chancen auf Zeitersparnis. Der Knopf am Radio fehlt einfach. Zum Glück gibt es ja Podcasts. In so gut wie jeder App kann die Abspielgeschwindigkeit verändert werden, in der Regel bis zum Faktor 3 – schneller und langsamer. Wer den Podcast als sein Lieblings-Hörformat auserkoren hat, kann so mehr in weniger Zeit abhaken. Klingt absurd, wird aber immer beliebter, auch wenn die Speed-Listener aktuell noch eher eine Minderheit sind. Hardcore-Fans können so, wenn sie auf ein neues Format stoßen, schneller die bereits veröffentlichten Episoden nachholen. Und wer einfach zu viele Serien hören muss – Audioabhängigkeit –, bekommt trotz voller Queue noch die eine oder andere Stunde Schlaf. Doree Shafrir – Autorin des leider etwas lahmen Romans „Startup“ – hat für Buzzfeed mit einigen der Podfasters – so werden die Schnellhörer mittlerweile genannt – gesprochen und nach der Motivation gefragt, und sich von Neurowissenschaftlern den Effekt auf das Gehirn erklären lassen. Dabei kommen interessante und vollkommen unerwartete Resultate aus den Kopfhörern.

„Recordings played at higher speeds are at a higher pitch, they are actually easier to hear.“

Speed Freaks

Oral History: Trumps Wahlsieg vor einem Jahr

Als Donald Trump vor einem Jahr zum Präsidenten gewählt wurde, konnten es die allerwenigsten glauben, nichtmal Trumps Team selber. Die GQ hat mit den engsten Vertrauten aus der Zeit wie Sean Spicer, Bret Baier, Kellyanne Conway und weiteren gesprochen und die Wahlnacht aus dem War Room rekapitulieren lassen. Die Oral History eines denkwürdigen Tages direkt von der Schaltzentrale.

Sean Spicer: It's like, if you can imagine playing the lottery and scratching off the winning number, the winning scenario, and scratching off the next one and being like, "Oh, my God, I got one more… But it's happening in real time. Where you're like, "It looks like North Carolina's going to go, oh, my God! Pennsylvania's starting to move..."

Inside Donald Trump's Election Night War Room

Übernachten bei Walmart

Kein Longread per se, vielmehr ein wunderbarer Foto-Essay über die nächtliche USA. Denn wenn es Abend wird in diesem Land und müde Menschen in ihren Autos noch nicht am Ziel sind und das Motel oder Hotel zu teuer ist, bleibt nur das Übernachten im Wagen. Nicht gern gesehen und gefährlich obendrein. Es sei denn, man findet einen Walmart in der Umgegend. Die Handelskette toleriert es, dass die Parkplätze der Filialen nachts für ein paar Stunden Schlaf genutzt werden. Daraus hat sich mittlerweile eine bizarre Kultur des Miteinanders entwickelt, in der klare Regeln gelten. Man lässt sich gegenseitig in Ruhe, man ist still, man sitzt nicht vor den Wohnwagen. Gerade wer mit so einem RV in den Staaten unterwegs ist, kann sich oft gar nichts anderes mehr vorstellen, als eine Nacht auf dem Parkplatz bei Walmart.

„I stop at Walmart every time I get a chance.“

Overnight in Walmart Parking Lots: Silence, Solace and Refuge

Restaurant-Ruin

Dass ein Restaurant aufzumachen ein Traum ist, der oft in der scharfen Realität zerplatzt, und wenn er zerplatzt, die Menschen, die diesen Traum gehegt haben, in persönliche, gesundheitliche, finanzielle und sonstige Probleme schlittern lässt – es dürfte bekannt sein. In Berlin allein machen jedes Jahr so viele Restaurants auf wie zu. Selten aber hatte man bislang die Möglichkeit, so eindringlich zu lesen, wie es ist, wenn aus der Idee, seine Kochkünste gastronomisch zu professionalisieren, ein Alptraum wird, wie in diesem Erfahrungsbericht von Robert Maxwell aus Toronto. Guter Medienjob, Festanstellung, Foodie-Ambitionen, Sprung ins Wasser. Leider ist das Wasser nicht nur kalt, sondern gefroren, Bruchlandung in Zeitlupe.

I’m sharing my story as a cautionary tale to other amateurs who have big ideas: don’t even think about it. Stick to your dinner parties. You’ll be better off.

A restaurant ruined my life

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Spirit Fest, Golden Teacher und Pop Ambient 2018

„Ich manage Enter Sake wie ein Plattenlabel“Im Gespräch mit Richie Hawtin über sein Sake-Business und die kulturellen Ziele dahinter