Marc Weidenbaum hat die feine Reihe „33 1/3“ - eine Buchserie, in der große Alben bis in den letzten Ton begutachtet werden, jetzt mit seiner Analyse von Aphex Twins „Selected Ambient Works II" erweitert. Dieses Album, erschienen 1994, ist unbestritten einer der ganz großen musikalischen Würfe von Richard James, mindestens aber der anschlussfähigste. Auf drei LPs bzw. zwei CDs wabert und schimmert es, mal hell, mal dunkel, irgendwie aber immer dreckig und vielschichtig. Kein Wunder, dass die Platte nun in Worte zerlegt wird.

Weidenbaums Ansatz ist löblich und nachvollziehbar. Er ist Fan dieser Platte, vergrätzt aber niemanden mit zu viel Fachwissen, sondern erklärt im Gegenteil alles ganz genau. Nicht nur James' musikalisches Schaffen, sondern Ambient gleich mit. Über so formlose Musik zu schreiben, ist hohe journalistische Begabung, vor allem dann, wenn es nicht in eine der üblichen anglo-amerikanischen Kontextualisierungs-Kakophonien ausarten soll. Music Is Music, das weiß auch Weidenbaum, der im echten Leben einen tollen Job zu haben scheint: Chefredakteur beim Umsonstblättchen der Plattenladen-Kette Tower. Waren die nicht pleite?

Die Ebook-Variante kostet ein paar Euro fünfzig und sei allen empfohlen, die die synthetischen Hallfahnen der 24 Stücke bereits perfekt nachahmen können. Aber nicht nur denen.