Das neue Top of the Pops?Boiler Room und die Auswirkungen auf die DJ-Kultur
11.6.2014 • Kultur – Text: Mariann DiedrichAlles hat ziemlich klein angefangen. Ein DJ, ein Raum, eine Webcam, ein Livestream. Der Boiler Room ist mittlerweile aber mehr als nur eine pornografisierte Aufarbeitung des DJ-Handwerks. Er ist zu einer Instanz in der Clubmusikkultur geworden. Seit einiger Zeit ist sogar das große, internationale Medienunternehmen Vice am Boiler Room beteiligt. Unsere Autorin Mariann Diedrich geht in ihrem Essay dem Phänomen auf den Grund. Über eine neue Definition des Cluberlebnisses, Promotion durch vermeintliche Nicht-Promotion und was passiert, wenn die Party bei der „world's leading underground music show“ wirklich zur Show wird.
Boiler Room: YouTube. DJ-Stars. Exklusiv. Hautnah. for free.
Boiler Room hat das Potential, „Club“ des Jahrzehnts zu werden, ohne einer zu sein. Er findet seine Adepten weltweit und in immer irrsinnigeren Kontexten. Der Exzess als Performance, die Clubnacht als Show. Der Widerhall eines Lebensgefühls einer heranwachsenden Generation von Clubgängern und -machern, die das Wohlstands-Ausschöpfen vom Jetzt - dem Hedonismuskonzept der vorangegangenen 20 Jahre - mit einer angeborenen Selbstverständlichkeit internalisiert haben und die Digitalisierung unserer Gesellschaft scheinbar intuitiv mit offenen Armen aufnehmen. Die Umdefinierung des Cluberlebens. Das großflächig wachsende Online-Dogma.
Das nunmehr fast vier Jahre alte Projekt, das vor allem über YouTube bekannt wurde und auf dessen Channel mittlerweile über 400.000 Menschen die Sendungen verfolgen, hat sich von einer im jugendlichen Nachahmungseifer gesponnenen, improvisierten Idee zu einer etablierten, bedeutenden Werbe- respektive Wahrnehmungsinstanz für Künstler entwickelt. Gleichzeitig ist das Format von einem Online-Broadcast zu einer Broadcast-Party-Reihe herangewachsen und wurde erstaunlich schnell global adoptiert. Boiler Room, als eine digitale Form des Cluberlebnisses, die den Zuschauer am andere Ende des Channels virtuell mit in das Partygeschehen einbezieht, zeigt auf exemplarische Weise die Transformation der Clubkultur durch das Internet auf - hat das Netzwerk die weltweite Popularisierung von Clubmusik und die Rezeption ihrer Kultur erst möglich gemacht, manifestiert sich im Boiler Room TV die evolutionäre Entwicklung des DJ-Subjekts, wenn dieser in den vergangenen 30 Jahren von seiner Rolle als Nebendarsteller im Clubkontext zum Superstar hochkatapultiert wurde.
Subjekt DJ
Die Vielfalt der eingeladenen DJs und Live Acts elektronischer Musik ist so umfassend und schwindelerregend, wie es kein anderes Medium der Clubkultur bisher darbieten konnte: Sven Väth, Laurent Garnier, Four Tet, Mount Kimbie, Jamie XX, Floating Points, Theo Parrish, Omar S, Juan Atkins, Trentemøller, Gilles Peterson, DJ Q, Mouse on Mars, Maya Jane Coles, Blawan, Apparat, Magda, Dixon, Grimes, Modeselektor, Kevin Saunderson, Rødhead, Nick Höppner, Moomin, Magic Mountain High, Julio Bashmore, Jus Ed und viele mehr.
Was sich an dieser Stelle wie ein Über-Line-Up eines x-beliebigen Festivals lesen mag, ist nur ein Bruchteil dessen, was sich Boiler Room schon vor die Kamera holte. Als die anfänglichen Veranstaltungen, die zunächst in London stattfinden, auf überraschend große Resonanz stoßen, werden zeitnah Locations in Los Angeles, New York und Berlin für das Projekt angemietet und in Form des Boiler Room Take Overs auch zahlreiche andere Clubs und Off-Locations in Städten wie Mexico City, Paris oder Toronto, mit einbezogen. Auch diverse Festivals (wie z.B. das Melt-Festival, das Dekmantel-Festival oder das CTM-Festival) und andere kulturelle Events springen auf den Zug und betten das Konzept in ihr Arrangement ein. Die Anwesenheit von Boiler Room als Boiler Room Stage, Boiler Room Floor oder Boiler Room X ... (= "meets") scheinen das Up-to-date-Indiz für gegenwärtige kulturelle Großveranstaltungen zu sein.
Von Beginn an schwebt über diesem Hype jedoch auch eine Wolke des Degouts - hier und da scheint im Szenegossip Konsens zu herrschen, wenn man über das Format und dessen Lächerlichkeit spottet. Der Widerspruch scheint offensichtlich zwischen der oberflächlichen Zurschaustellung des kreativen Könnens einerseits und dem künstlerischen Anspruch andererseits.
Oberflächlich, da die kurzen Slots gerade die DJs zu funktionalen Sets mit wenig Spielraum für Dramaturgie und Experimentierfreiheit drängen. Oberflächlich auch deshalb, weil es in vielen Kontexten der Boiler-Room-Veranstaltungen so scheint, als würde die Musik eher der Ego-Aufpolierung des Publikums und mitunter auch der Künstler dienen. Inszeniert werden coole Partys mit coolen Leuten, wo alle im besten Fall ekstatisch ausrasten und einen Vorzeige-Exzess im Schnelldurchlauf vorspielen, um bei den Leuten am anderen Ende des YouTube-Channels einen Moment neidvoller Sehnsucht herauszukitzeln und mit dem Mythosnapf der Clubkultur weiter zu füttern.
Umso irritierter mag man dann den Kopf schütteln, wenn selbst einige der eigenen, hoch geachteten Lieblingsproduzenten und -DJs vor der Boiler-Room-Kamera rumwackeln, obwohl man doch bei gewissen Künstlern gutgläubig von einem Naturell ausging, das sich in seinem Werte-Ethos gegen die Boiler Room gemäße Verhunzung der Clubnacht zur Entertainment-Show („Only music counts!“) verschreiben würde.
Keine Promo?
Dabei war die ursprüngliche Intention der Macher, eben keine Promo-Party zu veranstalten, sondern eine Plattform zu kreieren, wo Künstler in einem intimen Rahmen mit nur wenigen Zuschauern ihrem kreativen Impuls fernab von einer clubbedingten Erwartungshaltung folgen können, ein durchaus löblicher Ansatz gewesen. Das Ganze findet regulärer Weise unterhalb der Woche zwischen 20 und 24 Uhr statt, es fließt kein Geld - weder für die Künstler, noch für die Veranstalter - die Shows sind immer kostenlos. Den Artists soll Raum auch für jene Produktionen gegeben werden, die für die Clubnacht zu ruhig, vertrackt oder anderweitig unpassend sind. Die Party mit Konzertcharakter, wo es vornehmlich um ein bewusstes, geduldiges Zuhören des Zuhörens und nicht des Tanzens wegen geht. Es werden nur Freunde und Bekannte von Künstlern und Machern zu den Veranstaltungen eingeladen und dem interessierten Zuschauer wird am anderen Ende des Streamings die Möglichkeit gegeben, den Künstlern bei ihrem Schaffen aus nächster Nähe zuzuschauen. Ein Ideal, dessen Umsetzung sich jedoch bei den neueren Varianten der Boiler-Room-Shows als schwierig erweisen dürfte.
Clubmusik im Setting eines Konzerts anspruchsvoller zu inszenieren, mag ein eifriges Unterfangen sein. Wohl kann man dieser Idee einen leichtfüßigen Mut zugestehen, wenn sie bestimmte Dispositive, die der Clubkultur inhärent sind und die sie gerade profiliert, einfach übergeht und behauptet, dass das auch anders funktionieren kann und immer noch Sinn macht. Bestimmte elektronische Produktionen ziehen ihre Legitimation schließlich gerade aus jenem entsprechenden Club-Kontext, der ihrem musikalischen Profil den notwendigen Ort der Entfaltung gewährt. Wenn man sich beispielsweise das Set von Ben Klock im Boiler Room anschaut, sucht man schon fast automatisch nach den eingebauten Fehlern im Bild.
Auch wenn dieser Versuch ein Wagnis darstellt und man sich, schon alleine aus Neugier, aber vor allem auch aus Prinzip gegen eine Unart der Engstirnigkeit, darauf einlassen möchte, um zu schauen, wie es sich anfühlt, sich der gleichen Musik an einem Mittwoch um 20 Uhr mehr oder weniger nüchtern hinzugeben, zeigt diese musikalische Aufbereitung doch sehr deutlich, worauf sie abzielt: die Praxis der Live-Acts und DJs aus der Parallelwelt des Wochenendes in den Wochenalltag einzubetten. Ungeachtet der subjektiven Fragestellung, ob man das überhaupt zusammenkommen lassen möchte, hat das Format wohl für viele bewiesen, dass das erstaunlich gut aufgehen kann und mitunter sogar eine bereichernde Auseinandersetzung mit Clubmusik aus einer anderen Perspektive (Stichwort: konzentriertes Zuhören) ermöglicht. Eine Perspektive, die den Fokus von Clubmusik in die Richtung jener Dimension kanalisiert, zu der sie besonders in der letzten Dekade herangewachsen ist - Musik, die über ihre popkulturellen Relevanz als Tanzsupplement weit hinausragt.
Staying in is the new going out
Schnell ist die Werbewirkung von Boiler Room jedoch derart bedeutend geworden, dass sich viele Künstler, deren Namen sich noch keines allseitigen Bekanntheitsgrades erfreuen, wohl selber auf die Füße treten würden, wenn sie bei ihrer Aufzeichnung nicht genau damit dienten, weswegen Clubs sie buchen sollten. Das heißt, die von den Machern des Boiler Rooms beschworene „Freiheit“ wahrzunehmen, auch nicht „clubtaugliche“ Musik spielen zu können, knüpft sich an das Risiko, potentielle Gigs abzugeben. Gleichzeitig drängen die kurzen Slots auch etabliertere Künstler dazu, das zu spielen, was ihnen im vorgefundenen Rahmen schnellen Zuspruch verschafft - wohl da es vornehmlich um den visuellen Input geht, wünscht sich der Zuschauer am anderen Ende der Stream-Übertragung auch ein entsprechendes Happening. Die Stimmung des Publikums bei Boiler Room wird zur unmittelbaren Referenz für die Qualität der Musik und agiert als nicht zu vernachlässigender Katalysator für die Werbestärke des Videos.
Die Intention der Macher, den Künstlern eine Art Schlafzimmeratmosphäre zu bieten, wo sie sich fernab eines Modus des Bedienens bewegen könnten, künstlerische Freiheit gepaart mit dem Prinzip des 'staying in is the new going out' (sic), wurde demzufolge sehr schnell vom üblichen kulturindustriellen Diktat eingeholt. Ziemlich schnell offenbart sich auch die Rolle der Kamera in dieser Kulisse, wenn sie den eigentlich „intimen“ Rahmen der Öffentlichkeit preisgibt, ihn also von vornherein aushöhlt und im gleichen Spielzug die Aufmerksamkeit unumgänglich an sich zieht, um dabei jene für die Musik zu verdrängen.
So wird zum einen das Ventil der Kamera von jenen Leuten missbraucht, die sich permanent in den Vordergrund des Bildes schieben, um sich ihr Aufmerksamkeitsdefizit stopfen zu lassen. Die sich, um plakativ zu bleiben, in den hippen, überteuerten Szeneläden der Großstadt ihr Stück Coolness erkauft haben und nun aufdringlich hinter dem DJ rumhampeln, mit bestimmenden Schulterblick den drängelnden Leuten hinter sich verständlich machend, dass sie ihren Spot auf keinen Fall wieder hergeben werden. Unübersehbar wird deutlich, dass die Kamera allzu oft die oberste Priorität bei Boiler Room einnimmt und die vermeintlichen Musikliebenden hinter dem DJ sich an ihr aufgeilen.
Boiler-Ästhetik
Umso romantisch überzeichneter wirkt der Kurzfilm über das Projekt des Boiler Rooms, der vor einigen Monaten von der Groove gedreht wurde: Eine Veranstaltung an einem Mittwochabend in Berlin, eine kleine Location gefüllt mit vielen sympathischen Menschen um die Künstler herum, die in sich versunken und selbstverloren deren Musik zelebrieren. Das weiche Licht, der euphorisch energetische Lone Remix von Totally Enormous Extinct Dinosaurs, welcher dem Kurzfilm seinen Soundtrack gibt, und die ungezwungene, ausgelassene Stimmung schaffen eine einlullende Atmosphäre, wie man sie bei den tatsächlichen Broadcastings eher vergeblich sucht. Erzeugt die Anwesenheit der Kamera auch für das Partypublikum eine gewisse Ungewohntheit der Situation, die jeden, etwas mehr oder weniger, verunsichern dürfte, lässt einem das Wissen um die potentielle, permanente Beobachtung des eigenen Selbst, von Hunderttausend möglichen YouTube-Angedockten, die Musik wohl nur schwerlich ganz unbefangen genießen.
Die Anwesenheit der Kamera, das Bewusstsein für eine Verewigung des Moments und seine unendliche Abrufbarkeit in den nicht abzusteckenden Weiten des Internets, kontrolliert die Situation zwangsläufig.
Gleichzeitig gibt in dieser Kurz-Doku einer der Initiatoren auch unbefangen und offenkundig zu - was Boiler Room ausmacht, ist dessen „Ästhetik“. Damit verrät er bereits die übersteigende Relevanz der Oberfläche, die das Konzept bedingt. So wird der Künstler, im vordersten Rampenlicht des Geschehens, als permanenter Fixpunkt des Bildes, nur mehr unumgänglich dazu gezwungen, sich mit seiner Außendarstellung anzupreisen, es passiert, ob er es möchte oder nicht. Im Zuge dessen geht es auch weniger um die Musik, als vielmehr um eine spezifische Form des Entertainments, der „Show“. Den Begriff verwenden die Macher auch völlig schmerzlos. Es mag viele Künstler geben, die das wenig tangiert und die sich in der bedingten Selbstinszenierung so diskret wie üblich geben. Damit setzen sie, wenn vielleicht auch nicht unbedingt intentional, eine Absage an den Gaff-Durst jener Zuschauer, die dann gelangweilt im YouTube-Channel weiterskippen werden. Oder man betätigt alle Lichtschalter wie Nina Kraviz, ( Boiler Room Berlin, letzter Stand: 1.242.300 Klicks bei YouTube) oder Richie Hawtin und gibt dem Pulk, was es will.
Ein gelungeneres Beispiel dafür, dass eine Symbiose zwischen Broadcasting und musikalischer Darstellung dennoch möglich ist, zeigt das Berliner Format Studio R. Hier werden DJs und Produzenten in einen kleinen, eher unspektakulär gehaltenen Kellerraum geladen. Bei den Aufnahmen sind nur allein die Künstler im Bild der Kamera anwesend. Mit Hilfe von Visuals, die im Nachhinein in die Videoaufnahme eingearbeitet werden, wird der Fokus des nackten Daseins des Künstlers dezentralisiert, fast schon wirkt er nebensächlich, sieht man die Person mitunter nur noch silhouettenhaft spielen. So bleibt die Konzentration bei der Musik, die mit Hilfe der spielerischen Bildästhetik um eine visuelle Dimension bereichert wird, ohne sie darin zu dominieren.
Zu schnell wirkt Boiler Room in fast jeder Form albern, wo sich unübersehbar im Augenmerk des Bildes Menschen tummeln, um der Musik zuzuhören. Unweigerlich drängt sich einem die Frage auf - um was geht es da gerade wirklich und wozu das Ganze?
Kollektiv Online
Das Bekenntnis dieser Generation entblößt sich, wenn Clubschwärmer das musikalische Nachtleben, welches sie bekanntlich als Refugium vor der gesellschaftlichen Realität für sich beanspruchen wollen, freiwillig einem medial-öffentlichen Voyeurismus übergeben und das Bedürfnis nach Entkoppelung dem Online-Wahn des Zeitgeistes untergeordnet wird. Das Kamera-Verbot in diversen Clublokalitäten ist bereits ein verzweifelter Versuch gewesen, das bisschen Geheimnis, Gegenwelt und Magie des Clublebens, welchen man allzu gerne als utopischen Zufluchtsort vor der Alltagstristesse projizieren möchte, zu bewahren und den Besuchern ein unbeschwerteres Loslassen, ohne Angst vor einer Instanz der Kontrolle, ermöglichen zu können.
Das periodische Ausklinken aus der alltäglichen Lebenswelt verliert aber seine letzte Sinnhaftigkeit, wenn durch die Online-Präsenz des Clubgeschehens der Ausnahmezustand am Wochenende ständig abrufbar und präsent gemacht wird. Wie wir es täglich in Form von Talkshows, Reality-Soaps, Webcams und Webblogs beobachten können, zeigt auch die Zurschaustellung des persönlichen Partyverhaltens, wie die freiwillige Veräußerung des Privaten, aufgrund des gesellschaftlich induzierten Defizits individueller Selbstwerterfahrung, verzweifelt seine Wege der Kompensation sucht.
Ein kollektiver Online-Modus im Party-Kontext. So prophezeit sich die Entwicklung des Clubkultur des 21. Jahrhunderts. Mittlerweile geht es nicht einmal mehr um die Debatte des zurückgedrängten Anspruch des „Undergrounds“. Jener scheint in seinem Begräbnis bereits ohnehin von den jüngeren Generationen der Clubakteure in eine ferngerückte, vergangene Welt verklärt worden zu sein. Momentan verlagert sich der Diskurs auf eine andere, viel öffentlichere Ebene, wenn nun selbst die Grenzen des subkulturellen Biotops aufgegeben und die finale Banalisierung und Trivialisierung der Clubmusik ohne Wimpern zucken tot gefeiert werden.
Die Party ist die Show
Interessant ist auch, dass man seit einiger Zeit beobachten kann, wie die Idee des Boiler Rooms von angefixten Boiler-Room-Fans auf unterschiedlichste Weise imitiert wird. Wenn gleich auch der Ort des Settings und der Name abgeändert werden und der selbstgebaute Boiler Room mitunter eher als Persiflage auf den tatsächlichen Boiler Room reagiert: Der „Toilet Room“ tauchte vor einigen Monaten im Internet auf, ist aber sehr bald wieder verschwunden. Wer das veranlasst hat, lässt sich nur vermuten. Neulich ist man auch auf einen „Broiler Room“ in Leipzig gestoßen, wo ein paar Kids in ihrer großen Gemeinschaftswohnküche die Kulisse des Boiler Rooms nachgestellt haben, das Boiler-Room-Logo durch einen brutzelnden Broiler ersetzten und sich zusammen mit Freunden beim Auflegen und Feiern filmen.
Es gibt unzählige Imitationen, wo die Idee des Boiler Rooms in eine andere Stadt mit anderen Namen übernommen werden. Daran reihen sich auch die sogenannten Boiler-Room-Partys in Amsterdam, Dublin oder Auckland, wo Boiler-Room-Groupies parallel zu den Live-Shows diese bei ihren eigenen Veranstaltungen auf Leinwände projizieren.
Der Durst scheint groß, die Party zur Show werden zu lassen und den DJ immer mehr in die Rolle eines Entertainers, respektive Superstars zu drängen. So ist Boiler Room auf gutem Weg, sich zu einem zeitgenössisches Pendant des früheren Top of the Pops zu entwickeln. (Ganz nebenbei würde auch wieder beispielhaft darauf verwiesen werden, wie die Rolle des Fernsehers, als mediales Hauptmedium bis Anfang der Nuller Jahre, erfolgreich vom Internet abgelöst wurden ist.) Denn bei einer weiterhin stark wachsenden Anzahl von Zuschauern - im November 2013 konstatierte einer der Initiatoren die Reichweite von Boiler Room via YouTube, Soundcloud und der eigenen Website auf fünf Millionen Menschen - kommt man zur pragmatischen Kalkulation, dass die dort auftretenden Künstler in absehbarer Zeit, vor allem oder gerade wegen der massiven Reichweite, popkulturellen Status belegen werden, wenn sie ihn nicht bereits haben.