The Sado DiariesDas Filter auf Reise in Japan | Teil 1
27.9.2019 • Leben & Stil – Reportage & Fotos: Ji-Hun KimNächstes Jahr finden die Olympischen Sommerspiele in Tokio statt und nicht nur deshalb wird derzeit das Thema Tourismus in Japan neu kartiert. Ji-Hun Kim berichtet von dieser Entwicklung auf der japanischen Insel Sado. Über neue Mindsets, nachhaltigen Tourismus, unwirkliche Landschaften und eine einzigartige Musikkultur.
Einiges hat sich im Japan der letzten zehn Jahren verändert. Die weltweite Finanzkrise zum Ende des vergangenen Jahrzehnts und die verheerenden Erdbeben und Tsunami im März 2011 haben der einst zweitstärksten Weltwirtschaft und ihrer Gesellschaft nachhaltig zugesetzt. Die vergangenen Jahre waren daher in unterschiedlichen Bereichen Reset und Neuanfang. Japan galt früher mal als ein wenig verschlossen. Reisende berichteten, sie hätten es nicht immer leicht gehabt, ohne Japanischkenntnisse tief in Kultur und Land einzutauchen. Was durchaus historische Gründe hat, war das Land doch bis Mitte des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschnitten. Zeiten ändern sich, heute werden neue Ansätze verfolgt. Und eine wesentliche Rolle dabei soll der Tourismus spielen. Die Regierung sieht im Tourismus einen wichtigen ökonomischen Motor für die Zukunft des Landes.
Derzeit finden die Weltmeisterschaften im Rugby statt, 2020 die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Tokio – die Vorbereitungen laufen in der weltgrößten Stadt auf Hochtouren. Olympia 2020 ist für das Land eine Art Bewährungsprobe. „Die Zeichen stehen gut für eine blühende Zukunft“, erklärte Hiromi Tagawa, Vorstand der Japan Association of Travel Agents (JATA), im vergangenen Jahr die allgemeine Zielsetzung, „aber in Hinsicht auf die kommenden Großveranstaltungen den Erfolg als selbstverständlich zu erachten, wäre leichtsinnig. Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess. Ob Japan diesen Erfolg zukünftig fortschreiben kann, hängt eng mit unserem eingeschlagenen Kurs zusammen.“ Die japanische Tourismusindustrie als Ganze sehe sich drastischen Veränderungen konfrontiert. Im Tourismus gehe es nicht nur um Sightseeing und Vergnügen, so Tagawa, man müsse „die Perspektive maßgeblich erweitern, um Tourismus als eigenständige Industrie zu etablieren.“ Das klingt nicht nur staatstragend und nach einem Paradigmenwechsel, das ist es ganz offenbar. Mit guten Quoten: Seit 2013 konnte die Zahl der ausländischen Besucher von zehn Mio. auf 31,2 Mio. im Jahr 2018 gesteigert werden. Für 2019 und 2020 soll das Aufkommen nochmal wesentlich wachsen.
Diese kurze Einordnung ist mir wichtig. Denn das ist auch der Grund, wieso Das Filter nach Japan eingeladen wurde, um über die Insel Sado und die Präfektur Akita zu berichten. Das Set-up: Wohin neben Tokio, wenn man was vom Land, der Natur, der Geschichte, Kultur und dem „authentischen“ Japan erleben möchte? Wohin, wenn man etwas sehen möchte, das noch nicht auf Instagram bis zum Ausfransen gelikt wurde? Wo machen unterdessen Einheimische Urlaub, eben jene, die am besten wissen, wo es schön im Land ist? Und wieso sind die Leser*innen von Das Filter so lässig und influential, dass deren Lieblingsmagazin als erstes Medium Deutschlands überhaupt offiziell auf so eine Tour eingeladen wurde? Zeit, das gemeinsam herauszufinden. Ein Reisebericht in zwei Teilen.
Thank you for travelling …
Die Insel Sado gehört zur Präfektur Niigata und befindet sich im Japanischen Meer rund 400 km Luftlinie nördlich von Tokio entfernt. Mit Shinkansen und Jetfoil (einer retrofuturistischen Tragflügelfähre) gelangt man binnen vier Stunden vom Tokioter Hauptbahnhof zum Hafen von Ryotsu auf Sado. Das Reisen mit dem Schnellzug in Japan zeigt, wo und wieso es in Deutschland im Wesentlichen hapert. Nicht nur, dass das Shinkansen-Netz als das sicherste der Welt gilt und für seine Pünktlichkeit und Sauberkeit Weltruhm genießt, die japanischen Schnellzüge sehen zudem am coolsten aus. Faszinierend die langgezogenen windschnittigen Schnäbel der aktuellen Baureihen, die die Züge wie mächtige Gundam-Enten wirken lassen. Vielleicht gibt es kein Land wie Japan, in dem man so komfortabel, zügig und pünktlich mit der Bahn unterwegs ist.
Aber bevor der Wutbürger in einem wieder den Wasserkocher anwirft – es dürfte auch wenige Länder geben, in denen Züge in der Gesellschaft so viel Stolz und Begeisterung auslösen. Fährt ein neues Modell aufs Gleis ein, wird der Zug selbst von sonst latent gelangweilten Hauptstädtern euphorisch mit dem Smartphone fotografiert. Als wären Züge glamouröse Stars und keine gebeutelten und ausgelaugten Streetworker am Kottbusser Tor. Liebe ist halt immer auch Geben und Nehmen. Klingt kitschig, wäre aber ein Interpretationsansatz für die dysfunktionale Beziehung, die man hierzulande vorfindet, wenn verärgerte ICE-Gäste wie verzogene Kinder wütend gegen Müllklappen treten, weil der Zug („mal wieder!“) 15 Minuten Verspätung hat. In Japan hätte man für so ein Gebaren ohnehin nur ein dezentes Kopfschütteln übrig.
Aber zurück nach Sado. Auf der sechstgrößten Insel Japans leben etwa 57.000 Menschen. Für viele Jahrhunderte sorgten Gold und Silber für Wohlstand auf der Insel. Als Blütezeit jener Wirtschaft gelten das 16. und 17. Jahrhundert. Zu der Zeit sollen hier die produktivsten Minen weltweit gewesen sein. Man baute derart rapide Edelmetalle und Mineralien ab, dass sich Berge in der Mitte spalteten. Im 20. Jahrhundert verabschiedete sich diese Industrie dann völlig von der Insel. Heute erinnern Touren, Museen und Minenbesichtigungen an diese Zeit. Das Goldschürfen selbst rentiert sich heute nur noch als Touristenattraktion.
Nō
Eine andere jahrhundertealte Tradition, die aber heute noch aktiv weitergelebt und fortgeführt wird, ist das Nō-Theater. Die maßgebliche Entwicklung des Nō-Theaters im 14. Jahrhundert schreibt man Kan’ami Motokiyo und seinem Sohn Zeami zu. Zeami Motokiyo gilt als einer der wichtigsten Theoretiker des Genres. 1434 wurde er auf die Insel Sado verbannt. Der damalige Shōgun Yoshimochi soll persönlich statt Nō-Theater Dengaku bevorzugt haben, also schaffte man nonkonforme Künstler so weit wie möglich aus dem Blickfeld. Seit der Verbannung Motokiyos ist Nō aber eng mit der Kultur der Insel verknüpft. Das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben und noch immer gibt es 32 Nō-Bühnen auf Sado. Jeder Schrein auf der Insel hat eine eigene Nō-Bühne, aber auch in Tempelanlagen wird Nō aufgeführt. In Sado steht heute ein Drittel aller Nō-Bühnen Japans. Früher gab es hier über 200.
Toshihiro Adachi bereitet am Nikuu-Schrein die Theatervorstellung für den Abend vor. Herr Adachi ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Erhaltung der Nō-Kultur in Sado und seit knapp 40 Jahren aktiver Musiker und Schauspieler. Der 69-Jährige hat eine drahtig-agile Erscheinung und guckt professorenhaft freundlich-streng durch seine Hornbrille. Er trägt ein nahezu hippes Hawaii-Hemd, das man so würdevoll erstmal zur Geltung bringen muss. Im Hintergrund probt das Ensemble letzte Details. Toshihiro Adachi erklärt, dass ein klassisches Nō-Ensemble aus Sängern/Schauspielern, Chor und drei bis vier Musikern besteht. Meistens spielen die Musiker Flöte, Handtrommeln und im seltenen Fall kleine Taiko-Trommeln. Auch erklärt er, dass alle Nō-Bühnen identisch aufgebaut sind. Es gibt einen seitlichen Zugang zur Hauptbühne, auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Chor und als Bühnenhintergrund sei stets eine gemalte Pinie zu sehen. Aber auch Toshihiro Adachi hat gebraucht, um seine Leidenschaft zu dieser alten Kunstform zu entwickeln. „Als junger Mann war ich an Nō so gar nicht interessiert“, erklärt er lachend, „Erst mit 30 habe ich angefangen, mich damit auseinanderzusetzen. Mir wurde klar, dass es die Aufgabe der Jüngeren ist, diese Tradition weiterzuführen. Nō ist Teil unser aller Leben hier.“
Man pflege im Vergleich zu beispielsweise Tokio einen anderen und offeneren Umgang mit Nō. Einst handelte es sich um eine elitäre und höfische Kunstform, die in der Edo-Ära (16. bis 19. Jahrhundert) sogar ausschließlich Samurai sowohl auf wie auch vor der Bühne vorbehalten war. „In Sado ist Nō nicht elitär“, erklärt Herr Adachi, „Bei uns spielen Bauern Nō, aber auch viele Frauen. Heute gibt es bei uns sogar mehr Frauen als Männer, obwohl traditionell Nō nur Männern vorbehalten war.“ So hat sich im Laufe der Zeit eine Spielkultur entwickelt, die sich von der in Tokio in einigen Punkten unterscheidet. Nō ist auf Sado weniger aristokratisch. Man bekommt als Außenstehender einfacher Zugang zu Vorstellungen und anders als in der Großstadt finden die meisten Aufführungen unter freiem Himmel in historischen Schreinanlagen und nicht in teuren Theatern mit Sitzkarten statt.
Den Menschen in Japan sagt man bekanntlich nach, dass sie Dinge mit einer besonderen Demut und Hingabe tun. Das ist bei dieser traditionellen Theatergattung nicht anders. Herr Adachi erläutert, worum es bei Nō wirklich geht: „30 Jahre habe ich gebraucht, um wirklich zu verstehen, worum es geht. Es geht um Gefühle. Man braucht Lebenserfahrung, um diese Erkenntnisebene zu erlangen. Umso älter ich wurde, desto besser verstand ich diese Gefühle. Man muss lernen, seinen Geist völlig zu befreien und zu leeren. Alltägliche Gedanken muss ich verschwinden lassen. Alle störenden Faktoren müssen eliminiert werden. Deine Gedanken müssen wie eine leere Leinwand sein. Nur so kann man in den Charakter und die Geschichte eintauchen.“
Es existiert ein festes Repertoire von 181 Stücken, Herr Adachi hat alle 181 gelernt und studiert. Am Abend wird das Stück „Benkei in einem Boot“ aufgeführt. Die Bierbänke aus Plastik sind alle besetzt. In der hinteren Reihe haben ein Dutzend Fotografen ihre Stative und immensen Objektive aufgebaut, um die imposanten Kostüme und reduzierten Bewegungen der Darsteller auf Film zu bannen. Ich erkenne Herrn Adachi auf der Bühne wieder. Er spielt eine kleine Handtrommel und gibt immer wieder gutturale, augmentierte und zugleich perkussive Stoßlaute von sich. Die Ästhetik einer Nō-Aufführung ist schwer in europäische Matrizen zu zwängen. Zwar handelt es sich um Musiktheater, ist zugleich aber das Gegenteil einer Oper. Die Musik ist radikal puristisch, die Instrumente selten und minimal eingesetzt. Es gibt weder uns bekannte Harmonieabläufe noch erschließt sich der Inhalt durch das Libretto. Selbst Menschen aus Japan verstehen von der dargebotenen altertümlichen Sprache so gut wie gar nichts. Aber wie Herr Adachi schon sagte, geht es um die reine Darbietung von Gefühlen. Und diese müssen bei den Rezipierenden selbst entstehen.
Nō ist eher abstraktes Gemälde als abundanter Blockbuster. Die Masken der Darsteller verändern ihre Mimik durch marginale vertikale Neigung, die Bewegungen sind anmutig, geschmeidig und wirken doch wie eingefroren. Die überblasene Flöte sägt sich förmlich in die Luft und löst sich im sonoren Schrillen der Zikaden auf. Die Handtrommeln spielen in einer kaum nachzuvollziehenden Rhythmik oder Taktform. Eher definieren sie die Architektur und die Dynamik im Raum, so als wären die Instrumente die Regisseure des Stücks. „Nō zu lernen, ist schwieriger als einem Beruf nachzugehen. Es sind viele Menschen involviert. Jeder einzelne trägt Verantwortung und ist wichtig für das große Ganze. Diesen Sinn für Verantwortung habe ich durch Nō gelernt. Kooperation spielt eine wesentliche Rolle. Man lernt aber auch Anstand und Respekt. So wird ein Gemeinschaftsgeist geschaffen, in dem es egal ist, wie alt oder jung man ist“, schildert Toshihiro Adachi die eigentliche Tragweite der Nō-Tradition für die Insel-Gemeinde.
Kodō
Sado ist eine musikalische Insel. Neben den zahlreichen Nō-Gruppen ist die Insel auch Heimat von Kodō, dem bekanntesten Taiko-Ensemble der Welt. Die Geschichte von Kodō beginnt interessanterweise in Berlin. Im Rahmen der Berliner Festspiele 1981 gab Kodō in der Berliner Philharmonie das erste Konzert und ist seither international das Aushängeschild, wenn es um Taiko-Musik aus Japan geht. Seit der Gründung hat Kodō über 6.000 Auftritte auf fünf Kontinenten absolviert. Die Gruppe arbeitete mit Vangelis für die offizielle FIFA-WM-Hymne 2002 zusammen und trommelte für den Soundtrack des chinesischen Martial-Arts-Blockbuster „Hero“. Die Gruppe Kodō hat sich im Südwesten ein kleines Dorf eingerichtet. In Kodōmaru, also Kodō-Dorf, gibt es ein Ausbildungszentrum für die Trommel-Lehrlinge. Jedes Jahr werden aus weltweit eingereichten Bewerbungen ca. 12 Lehrlinge ausgewählt, die in Kodōmaru eine zweijährige Ausbildung absolvieren. Bewerben darf sich jeder, vorausgesetzt man ist 25 oder jünger. Vor allem physisch dürfte diese Ausbildung für Musiker eine der anspruchsvollsten sein. Täglich gibt es ein ausgiebiges Lauf- und Krafttraining, man lebt und lernt fokussiert im Dorf und widmet sich ausschließlich dem Spiel der Taiko. So eine Lebensweise fördert auch den Gemeinschaftssinn. Nach den Ausbildungsjahren schaffen es in der Regel zwei bis drei Lehrlinge in das Kodō-Ensemble, das im Schnitt 40 Musiker*innen umfasst und die Welt für gefeierte Auftritte bereist. Wer mitmachen will, muss ergo so ziemlich alles der Musik unterordnen und eine perfekte Athletik und Physis sind obligatorisch, um die intensiven und explosiven Trommel-Performances überhaupt durchzustehen.
Masami Miyazaki ist durch diese harte Schule gegangen und hat es vor Jahren ins Ensemble geschafft. Nach einer Mutterschaftspause (die Familien leben in der Regel in der näheren Umgebung und nicht im Dorf selbst) ist sie zum Ensemble zurück gekehrt und zeigt mir das Tatakokan, das Taiko Experience Center, das sich in unmittelbarer Nähe des Künstlerdorfs befindet und Workshops und Experiences für jene anbietet, die ohne jahrelange Askese und Drill trotzdem mal Taiko spielen wollen. Zentral ist der turnhallengroße Proberaum. Das Holz im Raum glänzt und resoniert plastisch. Selten habe ich einen Musikraum mit so einer angenehmen und schönen Aura erlebt. Masami und ich trommeln zunächst zusammen auf mittelgroßen Taikos, die ein wenig an eine Stand-Tom erinnern. Dass ich Schlagzeug spielen kann, ist von Vorteil. Masami honoriert das mit einem anerkennenden Lächeln und spielt nun anspruchsvollere Patterns, die ich nachspielen soll. Ich geb mein Bestes, so elegant und wie aus einem Guss wie bei Masami sieht das jedoch bei Weitem nicht aus. Bei uns haben Drummer bequeme Hocker.
Über allen Trommeln im Raum ragen zwei riesige Taikos, die aus einer 600 Jahre alten japanischen Zelkove geschnitzt wurden. Kubikmetergroße Resonanzkörper, meisterhaft gearbeitet und mit einem massiven und komplexen Klang, den ich so noch nicht gehört habe. Wer war überhaupt nochmal diese 808-Bassdrum und wer diese Funktion One? Wer nur ein bisschen Affinität zur haptischen Klangerzeugung hat, der wird begeistert davor stehen wie der erste Mensch. Zumindest ging es mir so. Wie der Sound nach dem Anschlag immer voluminöser wird, vom Kopf in den Bauch hinabsteigt und dann in langen vielschichtigen Sustain-Obertönen ausklingt. Gerade die beidseitig bespannte Taiko erweist sich als körperliche Herausforderung. Nach zwei Minuten Über-dem-Kopf-trommeln steht mir der Schweiß auf der Stirn, ich grinse aber, als wäre ich eine Runde Rennwagen gefahren. Ein alter Baum, Leder und ein großes Stück Holz zum Draufschlagen. Wie einfach, natürlich und eindringlich Musik doch eigentlich sein kann – und ich mache mir Sorgen, dass mein Live 9 nicht Catalina-kompatibel ist.
Leben auf der Insel
Sado hat mit 855 km² rund 230 km² mehr Fläche als Tokio. Zugleich leben hier aber 9,5 Mio. Menschen weniger als in der Hauptstadt. Es gibt viel Platz. In einigen Gegenden zu viel. Obwohl die Einwohnerzahlen in den japanischen Metropolen weiter steigen, sind in den ländlichen Gegenden, und dazu zählt Sado, die allgemeine Überalterung der Gesellschaft und der Bevölkerungsrückgang merklich zu spüren. Dieser wachsende Dualismus und die schwierig einzuschätzenden Langzeitfolgen sind im kollektiven Mindset präsent. Die Menschen von Sado sind alle eng mit ihrer Insel verbunden und betonen immer wieder die Symbiose zwischen ihnen und ihrer Heimat. Viele kehren nach einer Weile in der Großstadt wieder zurück. So wie Izuno Yuichi. Izuno wurde vor 34 Jahren auf Sado geboren, zog aber wie viele andere als junger Mann nach Tokio, um dort zu studieren und zu arbeiten. Mehrere Jahre war er für ein koreanisches Technikunternehmen tätig, bevor er schließlich nach Sado zurück kam und nun offiziell beauftragt ist, den internationalen Tourismus anzukurbeln. Ein angenehmer und tief sympathischer Mensch, mit dem ich gerne ein paar Biere getrunken hätte, wäre Izuno nicht eben auf Arbeit gewesen, während er mich begleitete. Dafür haben wir Steine im Meer um die Wette flitschen lassen. Da Izuno Baseball spielt, war er eindeutig im Heimvorteil. Izuno sieht seine Arbeit als persönliche Aufgabe und Verantwortung. Es geht um etwas, das er seiner Heimat zurückgeben möchte. Die Insel braucht die Menschen, wie die Menschen diese Insel brauchen. Diese aufrichtige Demut im Dialog zu erfahren, kann berühren. Als ob ich wegen solcher Gründe nach Castrop zurückziehen würde.
Es braucht nicht lange, um zu verstehen, dass Sado viel zu bieten hat. Die Natur, die Wälder, die leuchtenden Reisfelder, diese Küstenlinie mit ihren Stränden, die reinen Charaktere – aber vor allem ist es die friedvolle Ruhe, die einen umgibt und einen in eine liebevoll gezeichnete, leicht unwirkliche Welt versetzt. Es gibt also noch einiges zu erleben, aber dazu beim nächsten Mal mehr. Dann geht es unter anderem um kulinarische Highlights der Insel wie Sake und Sushi – und es geht zum Abschluss in die Präfektur Akita, wo es das einmalige Omagari Feuerwerk-Festival zu bestaunen gibt.
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