Cindy, Autechre, Markus GüntnerWochenend-Walkman – 08. Oktober 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Cindy, Autechre und Markus Güntner.

Cindy 1:2 cover

Cindy – 1:2

Ji-Hun: Cindy sind eine Indie-Band aus San Francisco. Das Quartett besteht aus Sängerin und Songwriterin Karina Gill, Simon Phillips (Drums), Jesse Jackson (Bass) und Eric Grotke (Gitarre). Nun hat die Band ihr drittes Album „1:2“ herausgebracht. Es ist wie so oft die Einfachheit, die Großes schafft. „1:2“ klingt rauschig, nebülos, ist aber dennoch ein prägnantes und fokussiertes Album. Ich komme nicht drumrum, dabei oft an die tolle Isobel Campbell (Gentle Waves) zu denken, auch wenn sie von der anderen Seite des Atlantiks kommt. Zeitloser LoFi. Schöner Release.

WWalkman-08102021-Autechre-Chiastic Slide-Artwork

Autechre – Chiastic Slide

Thaddi: In einer Woche, in der man bei Warp ankündigt, zwei weitere Autechre-Alben – „Chiastic Slide“ und „LP5“ – auf Vinyl neu zu veröffentlichen, sitze ich zu Hause und schreibe Texte über Autos. Kein Scheiß: Ich bin dem Ruf der Corporate-Hölle gefolgt und schmiere meine journalistische Expertise nun der Branche aufs Butterbrot, die es nicht verdient hat – den Gebrauchtwagen. Da passt „Chiastic Slide“ – das vierte Album von Autechre – nun wirklich bestens ins Bild. Denn auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, ist die LP für mich nach wie vor ganz großes Kino. Und passt auch irgendwie zum Thema Auto. Denn die Mechanik der Rhythmus-Sektion atmet trotz allem Futurismus schon ganz ordentlich ganz schnöden Diesel und jede Menge andere Fumes. Der Schulterschluss mit dem HipHop – mit dem Sound von Schematic und zum Teil auch mit Isophlux und Chocolate Industries – warf den Baseball weit über die letzte noch sichtbare Tribüne hinaus. Dieser Mix verdeutlicht die Geschwisterschaft. Es rumpelt und pumpelt, es quietscht und ziept und: bollert. So waren mir – dessen bin ich mir heute sicher – Autechre immer am liebsten. Und auf „Chiastic Slide“ ist das einfach mega on point. Nun habe ich das Vinyl dankenswerterweise im Regal. Alle, die die LP nicht auf 12"-Polycarbonat besitzen können nachziehen – ab Mitte November. Braucht ihr das? Also ich nicht, selbst wenn ich das Original vom damals nicht besitzen würde. Weil: Ich habe beim beim B-Boy-Tänzeln eher selten einen Plattenspieler dabei. Aber das ist eure Entscheidung.

WWalkman-08102021-Markus Güntner Extropy

Markus Güntner – Extropy

Jan-Peter: Zu Markus Güntners Werk hat Thaddi vor drei Jahren im Prinzip alles gesagt. Der Mann scheint in sich zu ruhen, jedenfalls tut das seine Musik. Die Donau fließt, die Walhalla steht felsenfest, und „Extropy“ setzt genau da wieder an, wo der Vorgänger abgesetzt hat (zwischendurch gab es ein paar kleinere VÖs). Die Romantik Güntners – einer der sieben Tracks heißt sehr passend Neuromantic – fasziniert mich nach wie vor, die Präsenz der Ambientklänge, ohne je überzuborden. Selbst Glockengeläut, da könnte man echt sagen, das ist jetzt aber ein bisschen zu viel des Guten, sie fügt sich bei ihm gut ein. Regensburg ist zurück und bleibt für mich weiter ein Sehnsuchtsort, noch nie da gewesen. Es wird Zeit. Ich schicke euch ne Karte!

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