Track-Premiere: Martin Kohlstedt – Senimb (Robag Wruhme Marowk Rehand)Exklusiv und vorab: Ein Melancholiker remixt den anderen
2.4.2020 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannMartin Kohlstedt kennt sich aus mit dem Piano. Robag Wruhme auch, die Kontexte der beiden Musiker könnten dabei nicht unterschiedlicher sein – und doch ist ihre Schnittmenge ein Anzeichen für Hoffnung und respektvollem Umgang mit Original-Material im Remix-Geschäft. Morgen erscheint Robag Wruhmes Remix von „Senimb“ – echtes Familien-Business. Wir haben den Track schon heute exklusiv vorab für euch.
2017 veröffentlichte Martin Kohlstedt sein Album „Strom“ – wir berichteten. Im vergangenen Jahr folgte dann die Zusammenarbeit mit dem Gewandhauschor der gleichnamigen Spielstätte in Leipzig – auf dieser Platte findet sich auch „Senimb“ zum ersten Mal. Der Pianist aus Thüringen ließ seine Musik schon vor „Strom“ immer wieder remixen und neu interpretieren. Er ist eben kein Teil der klassischen Klassik, sondern hat vielmehr mit seiner Band Karocel auch schon in ganz anderen Zusammenhängen veröffentlicht – zum Beispiel auf Freude am Tanzen. FAT? Da macht der Schulterschluss mit Robag Wruhme plötzlich noch mehr Sinn.
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Auch für Strom hat Kohlstedt diverse Remixe bestellt. Bearbeitungen von Henrik Schwarz und Peter Broderick sind bereits erschienen, nach dem Mix von Robag kommt am 24. April der von Ätna. Die Reihe wird fortgesetzt. Der Mix von Robag ist – wieder Mal – ein sanfter Slammer, wie eben nur er ihn hinbekommen kann. Da muss man das Original gar nicht kennen oder nachhören – seine Version von „Senimb“ ist ein weiterer Legostein im stetig wachsenden und alles killenden Raumschiff des Weimarers, das täglich zigfach durch die Schallmauer stößt und die Welt – pardon, den Kosmos – verändert. Und blüht wie so oft in Robags Werk im Fade-out nochmal besonders schon und nachhallend. Die beiden schreiben:
Zu diesem Mann habe ich in meinen Zwanzigern schon wild getanzt. Das können wahrscheinlich Millionen behaupten. Später hatte ich das Glück die sagenumwobene Person Robag Wruhme über das Label „Freude am Tanzen“ kennenzulernen, auf dem wir mit der Band „Karocel“ handgemachte elektronische Musik herausbrachten. Und eh man sich versah, wohnten wir in der gleichen Straße im schönen Weimar. Und nicht nur dieser wunderbare Umstand fühlte sich nach Zuhause an, sondern auch seine Musik wird von kryptischer Benennung der Titel regiert, um der Musik ihren vollen Interpretationsspielraum zu lassen. Man musste demnach nicht einmal esoterisch sein, um diese Fügung zu erkennen. Man brauchte nur noch handeln, sich euphorisiert den Tatsachen hingeben und aus meinem SENIMB, dem Einstieg in meine „Ströme“, wurde ein nicht enden wollender Höhenflug durch seine Welt.
In einer warmen Sommernacht im Juni trafen wir uns durch Zufall an einer verlassenen Tankstelle an der A9. Bis dato kannten wir uns nur vom Hörensagen. Kurze Zeit später lud mich Martin zum Tee ein und wir lernten uns auf sehr sympathischer Weise kennen und Martin fragte nach der Möglichkeit eines Remixes. Daraus folgte die intensive Beschäftigung mit „Ströme“ und ich genoss den Kosmos aus Instrumenten und Chor der sich mir auftat. Aus dieser Aktion heraus entschied ich mich für „Senimb“. Alles in allem eine recht spezielle Anfertigung da der Prozess verschiedene Phasen durchlief und ich mich schlussendlich für eine tanzbare Version entschied. Auch involvierte ich Martin bei der Entstehung. „MAROWK“ ist das Resultat.
Alles klar? PS: Super geworden.