Sind Androiden die besseren Liebhaber:innen? Partner:innen? Wie funktioniert die Interaktion zwischen Mensch und Maschine im Bett, im Club, im Freundeskreis? Das ist das Thema der neuen Serie Tender Hearts – unser Binge-Tipp nicht nur für die Ostertage.
Berlin, near future. Es gibt einen Angela-Merkel-Platz, die Nachrichten berichten von Klimaflüchtlingen, die versinkende Inseln verlassen müssen und Gin ist out. Den trinkt nur noch Mila (Friederike Kempter). Sie lebt ohnehin noch halb in der Vergangenheit, trauert ihrer Ex-Beziehung hinterher und schleicht sich bei Dates mittendrin davon. Ihr bester Freund Toni und die große Schwester – Heike Makatsch als desperate Ehefrau – wollen natürlich, dass sich das zum Guten wendet. Dann bestellt sich Mila, von persönlicher Werbung getargeted, einen „Mann“ ins Haus: „Friendly Bo“ ist einer von drei Androiden, den das Unternehmen „Tender Hearts“ entwickelt hat. Ein gutaussehender, intellektuell wirkender und schüchterner Typ, der zwar kein Herz hat (es klopft nix), aber auf Empathie programmiert ist. Und der ab Werk keinen Penis hat, aber dieses Extra hat das Unternehmen in diversen Ausführungen im Angebot. Baut Joaquin Phoenix in Her mit einer KI-Stimme eine Beziehung auf, ist „Friendly Bo“ überaus physisch präsent, „so … da“, wie Milas Freund Toni sagt.
Die Handlung entwickelt sich zunächst so, wie man es vermutet: Crush und guter Sex, weil Bo es drauf hat, dann Stress und Zweifel, weil Bo eben doch kein Mensch ist und die Freunde den neuen Partner, mit dem Mila sogar den Verlobt-Status eingeht, nur schwer akzeptieren können. Also kommt die Einsicht, dass er eben doch nur eine Maschine ist, wieder einpacken und zurück an den Händler? Get a life? Nein, und nun gewinnt „Tender Hearts“ an Vielseitigkeit: Da ist das Zufallstreffen mit der Hundebesitzerin, die sich ebenfalls einen „Friendly Bo“ hält, wie ein weiteres Haustier. Dann entdeckt Milas „Bo“ eine Initiative zur Befreiung seiner Spezies. Das Treffen mit Milas Familie steht an. Bo braucht, wie wunderbar deutsch ist das, eine Versicherung, wenn er rausgehen will. Und sein genialer, aber völlig menschenscheuer Schöpfer entdeckt, dass er für Mila mehr empfindet als nur eine Kund:innenbeziehung. Und so wendet, ja entpuppt sich „Tender Hearts“ zu einer so unterhaltsamen wie durchdachten Erzählung über Zwischenmenschlichkeit und unser Verhältnis zu Maschinen, deren Omnipräsenz in Milas Welt mehr Gegenwartsreflektion als Zukunftsszenario ist.
Staffel Eins von „Tender Hearts“, geschrieben von Eva Lia Reinegger, Regie Pola Beck, ist jetzt auf Sky und Wow zu sehen.