Buchtipp: „Die Welt ist eine Pudel“Die Illustrationen von Alex Solman für den Golden Pudel Club endlich als Bildband
22.3.2017 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannRund ein Jahr, nachdem der Golden Pudel Club in Hamburg niederbrannte, ersteht das visuelle Erbe des Tanzschuppens in Buchform wieder auf. Vorauseilender Gehorsam sozusagen, grafisches Überbrückungsgeld. Denn auch wenn ein Termin für die Wiedereröffnung noch in den Sternen steht: Dem Illustrator Alex Solman hätte man schon längst ein solches Denkmal drucken müssen.
Gute Musik braucht gute Bilder. Klingt vielleicht skurril, ist aber so. Visualisierung weckt Neugier, Interesse und Identifikation. Wie viele Platten hat man schon vornehmlich wegen des Artworks gekauft und sich auch dann stolz auf die Expedit-Kante gestellt, selbst wenn die Musik schnell wieder vergessen war? Wie viele Bücher hat man entdeckt, weil das Cover irgendetwas in einem auslöste? Never judge a book by its cover? Oh doch. Und auf wie viele Partys ist man gestolpert, weil ein Blick auf den Flyer belegte: Wer so bekloppt textet oder auch so schön illustriert, der kann das nicht für belanglose DJ-Nulpen in Großraumdiscos machen. Genau so einer ist Alex Solman. Also: keine DJ-Nulpe.
Solman ist die grafische Stimme des Golden Pudel Club in Hamburg. Flyer, Plakat, Plattencover: Solman hat das visualisiert, was später aus den Boxen dröhnte. Pardon: erklang, denn im Pudel war der Sound immer Bombe. Seine Arbeiten für den Hamburger Club gibt es jetzt als Buch. War überfällig und gehört in jedes Museum, auf jedes Klo, in jedes Regal und in jedes Wartezimmer.
Solman illustriert auf Basis von Fotos. Er selbst nennt das „schlampigen Konstruktivismus“. Keine Ahnung, was das genau bedeuten könnte, in und anbei Pudelhausen werden diese Dinge aber ohnehin bewusst unscharf geherzt und um die Ecke gedacht. Genau das findet sich auch im Stil von Solman wieder. Wer so denkt und grafisch handelt, der kann das eben nicht für DJ-Nulpen aus der Großraumdisco machen. Die ersten Flyer gestaltete Solman für MFOC, die sonntägliche Sause im Pudel von Ralf Köster und Tim Lorenz – lange Jahre die beste Party der Republik. Immer anders, immer besser. Fragt man DJs (die ohne Nulpe) und Musiker nach den Sonntagen an der Elbe, machen alle noch heute große Augen, packen wie automatisch das MacBook in die Tasche und laufen zum Busbahnhof.
Zwei, die das regelmäßig gemacht haben, sind Modeselektor. Fans der ersten Stunde. So ist es keine Überraschung, dass das Buch – „Die Welt ist eine Pudel“ – auch nicht bei den „Gestalten“, sondern bei Monkeytown aufgelegt wird. 169 Illustrationen (wenn man das Cover mitzählt, und warum sollte man das nicht tun?) aus den Jahren 2004 bis 2016. Als normales Buchbuch oder auch als kleine feine Box, mit der Unterschrift des Sinn stiftenden Stift-Wizards und ein paar extra Siebdrucken.