Wochenend-WalkmanDiesmal mit Freddie Gibbs & Madlib, The Black Keys und Kali Malone

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Jeden Samstag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit Freddie Gibbs & Madlib, The Black Keys und Kali Malone.

Freddie Gibbs & Madlib Bandana Cover

Freddie Gibbs & Madlib – Bandana

Ji-Hun: Zu behaupten Madlib sei einer der besten HipHop-Producer der Welt, ist in etwa so originell wie zu sagen, Koenigsegg baue schnelle Autos oder Schweizer Uhren sollte man sich mal genauer angucken – ich glaube die können was. Madlib hat mit dem Rapper Freddie Gibbs nun das zweite gemeinsame Album „Bandana“ herausgebracht. 2014 erschien „Piñata“ und nicht wenige waren überrascht wie gut die Kombination aus Consciousness-Producer und Gangster Rap der alten Schule zusammen lief. Die Symbiose wurde auf „Bandana“ nun aufgebaut. Und klar geht es um Hustling, Kokain, den Struggle auf der Straße. Nun ist aber auch Koks-Rap kein Aufreger mehr. Hierzulande hören dank Gzuz, Miami Yacine, Farid Bang und Co. die allermeisten Kinder schon so ein Zeug. „Bandana“ ist im Vergleich dazu aber die filmische, epochale Interpretation. Die spannenden und verdichteten Lyrics von Gibbs, die souligen Samples und zugleich nie verstaubten Beats und Produktionen von Madlib ergeben ein Storytelling, wie man es auf Zelluloid von einem frühen Martin Scorsese oder Brian de Palma erwarten würde.

The Black Keys Lets Rock Walkman

The Black Keys - „Let’s Rock“

Benedikt: Nicht ganz zehn Jahre ist es her, dass ich dem Album „Brothers“ der Black Keys verfiel. Seitdem ist viel passiert. Umzug nach Nashville, neues Studio, eigenes Label. Der Produzent Danger Mouse, der über viele Jahre als unsicht- aber hörbares drittes Bandmitglied im Schatten von Dan Auerbach und Pat Carney gewirkt hat, ist nicht mehr dabei. Die letzten beiden Alben sind allerdings sowieso in bloßer Zurkenntnisnahme an mir vorbeigerauscht, genau wie das Solo-Album von Auerbach. Nach fünf Jahren Stille ist „Let’s Rock" nun das neunte Album. Der Titel klingt natürlich schon ziemlich bold, aber ist Programm. Leichtfüßig spielt sich Auerbach mit ordentlich Power in den Riffs durch einen Referenzkatalog der 70er und 80er, von ZZ Top bis AC/DC. Nichts neues in Nashville also, aber genau das erwartet man doch auch von dort oder? Andererseits: Mehr Tempo als der Blues-Rock von einst, viel mehr Glam und deutlich bessere Laune lassen einen regelrecht durch diese zwölf Tracks dauernde Huldigung der E-Gitarre fliegen. So gute Laune, dass man die offensichtliche Titelreferenz mit dem Cover fast vergessen könnte: Im November 2018 wurde Edmund Zagorski in den USA als letzter zum Tode verurteilter Straftäter auf den elektrischen Stuhl geschickt. Seine letzten Worte? „Let’s Rock“.

Kali Malone – The Sacrificial Code

Kali Malone – The Sacrificial Code

Thaddeus: Ich habe Sommergrippe. Die Nase ist dicht und die Ohren tun nicht nur weh, sondern lassen auch nicht alle Frequenzen durch. Da geht nicht viel in Sachen Musik. Zuviel Stress. Das neue Album von Kali Malone kommt mir da wie gerufen. Knapp zwei Stunden dauert die Platte der US-Amerikanerin, die sich neben der Elektronik vor allem großen Kirchenorgeln widmet und die in ganz besonderer Weise spielt. Vor wenigen Jahren gab es da schon mal ein Album, nun ist „The Sacrificial Code“ erschienen. Musikalisch ist das ganz wunderbar. Nicht zuletzt, weil man ungeheuer nah dran zu sein scheint an Malone und ihrer Musik. Mit einer speziellen Mikrofonierung hat sie es geschafft, den halligen Raumklang, der Orgeln in der Regel umgibt, aus den Aufnahmen weitestgehend auszublenden – so entsteht eine sehr intime Atmosphäre. Und genau die tut den Stücken beim Hören umgemein gut. Denn Malone spielt nicht sanft oder vorsichtig, sondern vielmehr enorm konzentriert und auf den Punkt. Man kann sich das auch mit Hall und dem angeschlossenen Pomp vorstellen und fände es vielleicht genauso gut: Etwas anderes wäre es doch. Aufgenommen wurde die Platte in Stockholm, Gothenburg und Piteå. In diesen Räumen bei diesen Instrumenten möchte ich gerne mal ein bisschen Zeit verbringen.

Filter Tapes 035„Im Wandel der Zeit“ von Filburt

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