Video-Premiere: Astrobal – La Faune PélagiqueAfter Hour unter Wasser
20.6.2019 • Sounds – Text: Thaddeus HerrmannEin Meer aus VHS-Pixeln.
Vor knapp zwei Monaten erschien „L'infini, l'Univers et les Mondes“ von Astrobal. Der Name des Albums – auf Karaoke Kalk – bringt den musikalischen Kosmos von Emmanuel Mario wundervoll auf den Punkt. Dem Franzosen, der sich zunächst mit seiner Zusammenarbeit mit der Stereolab-Sängerin Laetitia Sadier einen Namen gemacht hatte, geht es um Weite. Um einen Sound, für den das Himmelszelt gerade groß genug ist. Dabei kokettiert Mario immer wieder mit ganz unterschiedlichen Genres. Das Sound Design des gelernten Drummers, der kategorisch alle Instrumente selber spielt, ist klassisch elektronisch, melodieverliebt mit einem Gefühl für unfassbare Chords und Hooks, um die sich seine Stimme schmeichelt. Das klingt schon alles sehr französisch-episch, aber eben auch nach einem futuristischen Narrativ, für das die Moogs und Buchlas und Roland und Korgs erfunden wurden. Eine echte Wall of Sound, die einen jedoch nie erdrückt, sondern vielmehr in nur wenigen Millisekunden in den Kosmos befördert.
Nun gibt es ein neues Video. „La Faune Pélagique“ ist eines der zahlreichen Highlights des aktuellen Albums, und wenn es schon gen Pelagial geht, schnorcheln wir gerne mit. So abstrakt sieht man die dort beheimatete Fauna ja eher selten. Regie führte Raz Ullah. Der macht nicht nur Clips, sondern auch Musik, zum Beispiel als Art of the Memory Palace. Raz’ Bilderwelt entspricht ganz Marios Klang-Verständnis. Ein bisschen naiv und sehr verpixelt – aus genau der Zeit gefallen, in der Popmusik noch die Welt bedeutete, ein Synthesizer Handwerkskunst war und das Digitale noch längst nicht gewonnen hatte. Es kreucht und fleucht, man hat eine leise Ahnung davon, was man hier sehen könnte. Die Arpeggios, die durch den Track ziehen, sind die besten seit Jean-Michel Jarre, und plötzlich ist es wieder da – dieses Gefühl, einfach die Hände dem UFO zur Begrüßung entgegenzustrecken. Von ganz sachte und verträumt schaufelt sich Mario in „La Faune Pélagique“ elegant bis zu dem ganz großen Moment der Euphorie, der seine Musik so besonders macht. Und die Bilder laufen einfach mit. Bis zum großen Drop ganz am Ende, wenn der Vorhang sprichwörtlich fällt.