10 Jahre Brandt Brauer FrickImpressionen vom Privatkonzert im Berliner Proberaum
13.6.2019 • Sounds – Text: Matti HummelsiepSeit mittlerweile zehn Jahren sind Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick dabei, die Landschaft der elektronischen Musik kategorisch umzukrempeln – vor allem mit akustischen Instrumenten. Was 2009 mit einer EP auf dem Kopenhagener Label „Tartelet“ begann, ist mittlerweile eine konsequent-unberechenbare Erfolgsgeschichte. Nun ist das fünfte Album erschienen: „Echo“. Statt großem Traraa lud das Trio lieber zum Privatkonzert in den Berliner Proberaum. Matthias Hummelsiep war dabei.
2010 sorgten Brandt Brauer Frick mit ihrem Debütalbum „You Make Me Real“ für großes Raunen in der übersättigten Musiklandschaft. Der vorherrschende Minimalismus war etwas in die Jahre gekommenen – und das Trio lüftete die Spielart mal so richtig durch. Im Anzug und Krawatte, an analogen Instrumenten für die Beats und Bässe, dazu ein Moog für den richtigen Groove. Steif und irgendwie zu deutsch fanden das einige, dabei wollten man eigentlich nur nicht so cool aussehen, wie alle anderen. Und der Erfolg gab ihnen recht. Große Festivals wie Mutek und Coachella wurden bespielt, auch die Royal Albert Hall in London war dabei.
Vor wenigen Tagen stellten Brandt Brauer Frick nun das fünfte Album des Projekts vor: „Echo“. In ihrem gemütlichen Hinterhof-Studio in Berlin. Gut gelaunt plauderten die Musiker bei Tapas und Wein im Innenhof mit den etwa 30 Gästen. Dann ging es durch die kleine Küche auch schon in die musikalische Keimzelle Brandt Brauer Fricks. Es war eng, nicht alle passten rein, an den Wänden Regale mit stapelweise Technik und Elektrokram - ein Live-Konzert im Proberaum also – vor Publikum. 2019 knüpfen die drei Freunde knüpfen musikalisch wieder dort an, wo sie einst begonnen hatten. Experimentierten sie auf den letzten Alben noch in weniger minimalistischen Gefilden, zusammen mit zahlreichen Gastkünstlern wie Gudrun Gut, Nina Kravitz oder Om'Mas Keith, kehren sie nun zurück zu ihrer organisch-geloopten Präzisionsarbeit, mit der sie 2010 auf „You Make Me Real“ zu Stars wurden. Wohin die Reise gehen könnte ließ sich in dem äußert aufwendig produziert Musikvideo zum Track „Masse“ bereits erahnen.
Fokussiert, aber entspannt werkelten Daniel Brandt, Jan Brauer und Paul Frick zwischen den Gerätschaften und trugen ihre neuen Tracks vor: ausgefeilt, druckvoll, penibel, hier und da mit leichtem Hang zur Melodramatik. Zum entspannten Weghören ist das Album nicht gedacht – das war aber auch nie der Plan des Trios: „Alle haben permanent viel zu viel um die Ohren, es wird viel zu viel kommuniziert, und was Abhilfe schafft, sind ein paar Arpeggios“, sagt Paul Frick. Zerfranste Akkorde also, bei denen die einzelnen Töne nicht gleichzeitig gespielt werden. Der Pianist fügt hinzu: „Wir machen also keine Musik, die einem dabei hilft, alle Probleme hinter sich zu lassen. Es geht im Gegenteil eher darum, die ganzen Aggressionen des Alltagslebens umzulenken und umzuwandeln – in etwas Positiveres.“