Review: Elgato Thunderbolt 3 DockDie Techno-Mehrfachsteckdose für das MacBook Pro

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Kleiner Kasten, große Wirkung: Die Docking-Station für das aktuelle MacBook Pro (und andere Geräte mit Thunderbolt 3) vereint viele Anschlüsse, mit denen einst unterschiedlichste Gerätschaften mit Notebooks verbunden wurden, für die aber in modernen Ultrabooks kein Platz mehr ist. Eine Lösung vornehmlich für Profis, die auf schnellen Datendurchsatz und hochauflösende Displays für ihren Job angewiesen sind. Aber auch für all diejenigen, die keine Lust auf Adapter haben und zu Hause die „clean desk policy“ pflegen. Byebye #donglelife.

Laptops und Smartphones sind die digitalen Schrumpfköpfe der Gegenwart. Immer leichter und kompakter sollen sie werden, natürlich bei deutlich mehr Leistung. Das hat Folgen und erfordert mitunter Kompromisse. Denn wenn es technisch plötzlich möglich ist, ein solches Gerät immer schmaler zu entwerfen, dann klatscht die Engineering-Abteilung beherzt in die Hände und tut genau das, geht aufs Ganze und streicht ehemalige Standards von der Feature-Liste. Das betrifft vor allem Anschlüsse. Anschlüsse, die man über die Jahre als gottgegeben an seinen Rechnern kennen gelernt und verwendet hat. Für genau diese Anschlüsse ist nun plötzlich kein Platz mehr da. Sie passen einfach nicht mehr ins Chassis.

Und wenn dann auch noch – wie aktuell gerade wieder – ein alter Standard (der USB-Port, den wir alle kennen) – durch einen neuen (USB Type-C) ersetzt wird, dann ist das Geheule und Gemaule groß. Natürlich will man den neuen Laptop, der nur noch halb so viel wiegt wie der alte, der ja sowieso oll und langsam ist, dessen Lüfter föhnen wie ein Haartrockner von 1975 und dessen Festplatte schon seit einiger Zeit ausgesprochen verdächtige Geräusche macht. Der Kompromiss? Keine externe Festplatte lässt sich mehr anstöpseln, kein USB-Stick, keine SD-Karte mehr einschieben. Also kauft man missmutig Adapter, um seine „alte“ Peripherie auch weiterhin mit dem neuen Rechner sprechen lassen zu können. Dongle Lifestyle.

Elgato - Dongle

Nur einige der Adapter, mit denen man sich so die Zeit vertreibt.

Bei solchen technologischen Entwicklungen ist Apple traditionell vorne dabei. Wenn schon, denn schon, ist die Devise. Lieber ein radikaler Schnitt als eine jahrelange Operation am offenen Herzen der Technologie. Auch wenn die bemühte Erklärung für diese Schritte oft mindestens ebenso bemüht war: In Cupertino hat das Tradition. Beim allerersten iMac verzichtete man von heute auf morgen auf den klassischen ADB-Anschluss und setzte auf USB. Das MacBook Air konnte nur erfunden werden, weil man auf das CD-Laufwerk verzichtete. Und wenn selbst dieser Laptop-Klassiker nicht mehr future genug ist, dann baut man einen mobilen Rechner, der nur noch einen einzigen Anschluss hat. Den Mitbewerbern ist das nur recht. Die schauen entspannt auf ihre Zen-Gärten in Shenzhen, lassen Apple die Klassenkeile einstecken und veröffentlichen ihre Version der gleichen Idee einfach ein Jahr später, wenn sich die Aufregung gelegt hat.

Schluss mit dem Rumkabeln

Aber: Egal in welcher technologischen Umbruchphase wir uns aktuell auch befinden mögen – Laptops hatten schon immer zu wenige Anschlüsse. Kleine Kisten haben eben nur Platz für eine begrenzte Anzahl von Ports. Bzw. im Zweifelsfall die falschen. Und auch die Geschichte von so genannten Docks ist fast so alt wie die der Laptops selbst. Ein Dock? Das ist entweder eine Art Garage, in die man das Notebook einschiebt und an dem dann zahlreiche Ports zur Verfügung stehen. Das ist praktisch für den Arbeitsplatz im Büro, wo man so ohne großes Rumkabeln nicht nur kabelgestützten Zugang zum Netz hat, die drei externen Festplatten sofort aufpoppen, sondern auch der große Monitor anspringt. Als Konzept hat sich das aber nicht wirklich durchgesetzt. Populärer ist schon eher eine kleinere Lösung, faktisch eine Mehrfachsteckdose, die alle möglichen Standards unterstützt. Sowas wie ein USB-Hub, nur multifunktionaler, nicht nur kleiner, sondern auch leicht genug, um es zu Not auch mal mitzunehmen. Genau in diese Kategorie passt das Thunderbolt 3 Dock von Elgato.

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Die Rückseite des Thunderbolt 3 Dock: Ethernet, USB A, USB C, DisplayPort, Netzteil

Was ist eigentlich Thunderbolt?

Auch wenn sich das Dock natürlich an allen Geräten verwenden lässt, die einen Thunderbolt-3-Port haben, richtet sich es doch vornehmlich an diejenigen, die ein MacBook Pro besitzen, konkret eines der neuesten Generation, die Apple im Herbst 2016 vorgestellt hatte. Was mit dem 12"-MacBook und seinem einzigen USB-C-Port begann, führt Apple hier nämlich fort: Die Laptops haben ausschließlich diese Anschlüsse und zwar maximal vier. Spätestens an dieser Stelle dürfte einigen bereits der Kopf geplatzt sein. USB-C? Thunderbolt 3? Was denn nun?! Eigentlich ist es ganz einfach. USB-C ist der neue Standard. Ein kleiner verdrehsicherer Stecker, der sowohl den großen Klumpfuß-Kumpel an Computern, aber auch microUSB (mobile Festplatten, Powerbanks, Android-Smartphones) ablöst. Mit ordentlichem Datendurchsatz und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Thunderbolt wiederum ist eine Technik, die sich Apple und Intel ausgedacht haben, nachdem FireWire (Mac-Nerds älteren Semesters erinnern sich, mitunter schmerzhaft, allen anderen seien die Details erspart) durch die Decke floppte.

Thunderbolt, das ist ein Kabel für alles: Strom, Daten, Audio und Video. Und Thunderbolt 3, also die dritte und aktuelle Generation, nutzt den gleichen Stecker wie USB-C und setzt auf eben diesem Standard auf, ist mit USB-C vollständig kompatibel, bietet aber schlicht mehr Leistung. Der große Vorteil von Thunderbolt 3 ist der enorme Datendurchsatz, mit dem zum Beispiel zwei 4K-Bildschirme parallel über nur ein Kabel betrieben werden können. Der große Nachteil von Thunderbolt 3 ist jedoch, dass die Technik wahnsinnig komplex ist und der Wust aus Nullen, Einsen und Strom exakt gesteuert werden muss, damit alles funktioniert. So sitzen in den beiden Steckern eines Kabels insgesamt 24 Chips als Wächter über den Datenfluss. Ein Grund dafür, dass diese Kabel a) teuer sind und man b) nicht die Billo-Varianten auf Amazon kaufen sollte.

Mit anderen Worten: Thunderbolt 3 ist geil, aber auch echt heavy stuff.

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Das scheint auch die Ursache dafür zu sein, dass sich die Veröffentlichung des Thunderbolt 3 Dock von Elgato – endlich sind wir beim Thema – etwas hinausgezögert hat. Aber jetzt ist es für 300 Euro erhältlich. Das Dock selbst ist klein, leicht, aus Aluminium und Kunststoff, lässt sich problemlos unter jedem Monitor auf jedem Schreibtisch parken und sieht dabei auch noch gut aus. Das Netzteil ist fast genauso groß und schwer. Ein solcher Klopper lässt sich jedoch in diesem Fall nicht vermeiden: Die hier durchgepumpten 85 Watt werden benötigt, um beispielsweise ein 15" MacBook Pro mit genug Strom zu versorgen, die angeschlossene Peripherie bei der Stange zu halten und gleichzeitig noch den Datendurchsatz in alle Richtungen zu garantieren. Thunderbolt 3, das hatten wir bereits gelernt, ist ein Kabel für alles. Läge hier weniger Power an, wie es bei einigen Docks anderer Hersteller der Fall ist, könnte es passieren, dass sich der Akku des Laptops entleert, obwohl er eigentlich am Strom hängt. Keine gute Idee. Die 85 Watt haben aber noch einen anderen Vorteil. Es wird Zeit, sich mit den Ports zu beschäftigen.

Kleiner Kasten, große Wirkung

Auf der Front gibt es einen USB-Anschluss im alten – großen – Design und Audiobuchsen für Kopfhörer und Mikrofon. Sehr übersichtlich. Auf der Rückseite dann Gigabit Ethernet, zwei weitere USB-Stecker, zwei Thunderbolt-Anschlüsse und ein DisplayPort. All diese Schnittstellen werden über ein einziges Kabel mit dem Laptop verbunden. Im Alltag bedeutet das: Die vier Ports am MacBook Pro sind nicht mehr zugedongelt, links und rechts vom Computer herrscht wieder Ordnung, die Kaffeetasse hat wieder Platz und droht sich nicht im Kabelgewirr zu verheddern. Einen Großteil des ganzen Schmonz stellt man einmal richtig hin, steckt das Kabel einmal in das Dock und gut ist. Kleiner Kasten, große Wirkung. Bonus: An den USB-Ports liegt soviel Power an, dass Smartphones und Tablets beispielsweise mit voller Geschwindigkeit aufgeladen werden können. Auch diese 1,5 A sucht man bei anderen Docks oft vergeblich.

An der Anordnung der Ports merkt man aber auch, wer die eigentliche Zielgruppe des Docks ist. Das sind vornehmlich die Pros, die ihre zwei Highres-Monitore brauchen, ihr Festplatten-Türmchen voll ausgestattet haben und auf WiFi dankend verzichten. Als Normalo würde man sich eher einen zweiten USB-Port auf der Vorderseite wünschen, das wäre doch sehr praktisch. Schmerzlich vermissen werden viele einen Slot für SD-Karten. Aber als Normalo ist man auch nicht auf Thunderbolt 3 angewiesen und kann auf ein USB-C-Dock zurückgreifen. Das liefert zwar nicht die gleichen Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung, wird den meisten jedoch ausreichen, zumindest für den Moment. Aber: Da unsere Geräte immer leistungsfähiger werden und dadurch auch die Möglichkeiten mannigfacher, macht es schon Sinn, sich zu überlegen, nicht doch das Dock von Elgato zu kaufen, wenn man auf der Suche nach einer Mehrfachsteckdose für sein MacBook Pro ist. Weil es abwärts kompatibel ist, ist man einfach auf der sicheren Seite und ärgert sich nicht nach drei Monaten, dass das neue Hobby nicht funktioniert. Man fährt doch auch immer lieber den Berg runter als rauf.

Systemvoraussetzungen
Mac: macOS Sierra 10.12 oder neuer, Thunderbolt-3-Anschluss
PC: Windows 10 oder neuer, Thunderbolt-3-Anschluss

Bildschirmkonfigurationen
Via DisplayPort: bis zu 4.096 x 2.160 Pixel
Via Thunderbolt 3: bis zu 5.120 x 2.880 Pixel
Zwei Bildschirme: jeweils bis zu 4.096 x 2.160 Pixel

Anschlüsse
2x Thunderbolt 3 (USB-C) mit Unterstützung für:
Thunderbolt (40 Gb/s), Aufladen eines MacBook Pro (bis zu 85 W), Stromversorgung von Geräten (bis zu 15 W), USB 3.1 Gen 2 (bis zu 10 Gb/s), DisplayPort (bis zu 4K)
1x DisplayPort mit Unterstützung für: DisplayPort 1.2, HDMI 1.4b
1x Gigabit Ethernet, 3 x USB 3.0 (5 Gb/s, 1,5 A, USB Battery Charging 1.2 & UASP), 1x 3,5 mm Kopfhörerausgang, 1 x 3,5 mm Mikrofoneingang, 1 x Stromversorgung (DC 20 V, 8,5 A)

Preis
299 Euro

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