Podcast-Kritik: DissensGespräche über Politik, Kapitalismus und Gesellschaft

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Wissenschaftler*innen und Publizist*innen, Politiker*innen und Aktivist*innen: In seinem Gesprächspodcast unterhält sich Lukas Ondreka mit Menschen, die etwas zu sagen haben. Klassisches Format, innovative Inhalte: Dem Gastgeber geht es darum, der Linken neue Impulse zu geben.

Ein Podcast für linke Gesellschaftskritik, der Dissens heißt: Erwarten die Hörer*innen hier endlose, zerfahrene Debatten, wie man sie vielleicht noch von der Uni kennt? Nope. Dissens ist ziemlich das Gegenteil davon. Klar, thematisch fokussiert, kurzweilig. Lukas Ondreka aus Konstanz, freier Journalist und Experte für AR- und VR-Storytelling, lädt in seine rein auditive Sendung spannende Gesprächspartner*innen ein, um mit ihnen über ihr Thema zu sprechen. Das Spektrum reicht von Klimaschutz und die Frage, ob „grüner“ Konsum möglich ist über emanzipatorische Identitätspolitik und Rechte in der Polizei bis zur Sexarbeit – Gesellschaft also. Bisherige Gäste waren unter anderem die Kapitänin und Seenotretterin Pia Klemp, die in einer – wie zu erwarten teils unfassbar traurigen – Folge über die alltägliche Dramatik und die Repressalien in der Seenotrettung berichtet. Oder der Sozialarbeiter Tobias Burdukat, der in Grimma mit Jugendarbeit gegen eine zunehmend brauner werdende soziale Umwelt kämpft und es sich nicht nehmen lässt, Sachsen als Hardcore-Musiker inbrünstig zu dissen. Oder Extremismus-Expertin Simone Rafael, die plausibel darlegt, warum Identitäre letztlich Nazis sind, nur mit komplizierterer Erklärung (die sich auf Nazis eindampfen lässt). Auch unser Autor Timo Daum war schon im „Dissens“-Podcast zu Gast und sprach mit Ondreka darüber, warum der Name „Künstliche Intelligenz“ unglücklich ist und was die bessere Alternative für die Linke wäre, als die neuen Maschinen einfach zu stürmen:

Was „die Linke“ ist, bleibt in diesem Podcast übrigens – und das ist gut – diffus. Dissens ist überparteilich. Hier dürfen sich alle dazu gesellen und wohl fühlen, deren Herzen links schlagen. „Wir tun das unabhängig, undogmatisch und plural. Aber auch mit Haltung, und zwar von links. Weil wir überzeugt davon sind, dass es in dieser Welt demokratischer und gerechter zugehen könnte, wenn die richtigen Ideen gehört werden“, sagt Ondreka im Quasi-Manifest zum Podcast. Die Diskussionen sind niederschwellig, aber auf hohem Niveau und bleiben angenehm sachlich. Wer den linken US-Podcast „Deconstructed“ kennt, weiß, dass es dort mitunter hoch hergeht (was auch was haben kann, etwa als Gastgeber Mehdi Hasan kürzlich den US-Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Andrew Yang, Stück für Stück auseinander nahm).

Viel mehr gibt es auch gar nicht zu sagen, die Folgen und Themen sprechen absolut für sich. Und wem das Ganze gefällt, darf Dissens gerne finanziell unterstützen.

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