Isan sind die Erfinder der Electronica. Steht im Presse-Info zum neuen – neunten – Album des Duos, stimmt aber auch tatsächlich. Welchen Musiker*innen könnte man sonst wirklich ernsthaft diesen Wimpel auf den Kaminsims stellen? Seit mehr als 20 Jahren veröffentlichen Robin Saville und Antony Ryan ihre kleine Musik in die große Welt. Hier werden keine großen Bassdrums geschwungen, hier geht es nicht um effekthaschende Drops: Isan üben sich seit jeher im Understatement und zünden lieber eine Kerze an anstatt die Lasershow anzuwerfen. Oder schauen einfach auf die wohlig und gleichmäßig pulsende rote LED eines Oszillators, der gerade wieder mal eine Melodie auf dem Fahrrad der Erinnerung über den Hügel schiebt.

„Lamenting Machine“ heißt das neue Album der beiden Gentlemen, „From A Hundred“ eröffnet die LP. Fast genau drei Jahre nach Glass Bird Movement haben Saville und Ryan acht Stücke zu ihrem vielleicht bislang besten Album zusammengefügt, das sich hinter aller offenkundigen Zugänglichkeit als hoch komplexes Werk entpuppt, als kleines in sich abgeschlossenes Ökosystem der Graswurzelsuche nach Essenz und Ursprung der elektronischen Musik. Das Stichwort Ökosystem spielt ohnehin eine tragende Rolle in der Arbeit der beiden Musiker. Folgt man Herrn Saville auf Instagram, trifft man jemanden, der die Natur nicht nur liebt und ernst nimmt, sondern ihr und ihrer permanenten Flüchtigkeit mit dem Smartphone die Vergänglichkeit nimmt. Andere nutzen dafür die eher größere Geste, bei Saville bestimmt der Moment die Richtung. Und „Lamenting Machine“ ist der Soundtrack dazu. Das schlägt sich nun auch in diesem Video nieder. Blumen, Tierchen (meistens fliegend, unbedingt hüpfend) – geschnitten auf unscharfe Formen und Makros, montiert auf knallige Flächen. Hier passt einfach alles.