Angehört: Sonos MoveSonos-Sound erstmals mit Bluetooth und Akku – für drinnen und draußen
5.9.2019 • Technik & Wissen – Text & Fotos: Thaddeus HerrmannMit gleich drei neuen Produkten crasht Sonos die IFA, die am Freitag offiziell in Berlin beginnt – und zeigt damit auch, wohin der Zukunftshase in Sachen Musikstreaming und Multiroom-Audio hoppelt. Neben dem Sonos Port, einem Verbindungsstück zwischen Streaming und klassischer Stereoanlage, gibt es zwei neue Lautsprecher. Sonos Move ist der erste portable Speaker des Unternehmens, mit integriertem Akku, Bluetooth und auf den Outdoor-Einsatz getrimmt. Ein Paradigmenwechsel für die HiFi-Firma. Der Sonos One SL hingegen ist das zukünftige Einsteiger-Modell – ohne Mikrofone und Sprachassistenz, für mehr Privatsphäre und mit bewährtem Sound. Thaddeus Herrmann hat schon mal Probe gehört.
Wer heute aufwacht und denkt, hmmm, ich gehe jetzt los und kaufe mir das wirklich neueste Sonos-Produkt, läuft nicht in den Mediamarkt, sondern zu Ikea. Dort nämlich gibt es seit Anfang August die beiden „Symfonisk“-Lautsprecher. Der eine sieht aus, wie ein Lautsprecher eben so aussieht, der andere ist in eine Tischlampe integriert. Ersterer kostet 99 Euro – so preiswert war Sound von Sonos noch nie. Und der zweite ist mittlerweile unter den drahtlosen Streaming-Lautsprechern ziemlich legendär – aber auch kein Schnäppchen. 229 Euro werden für den „One“ immer noch fällig. Dabei hat dieser Speaker hat noch nicht mal Bluetooth, kann also nicht einfach vom Telefon bespielt werden. Bei Sonos hat man sich bislang strikt geweigert, das trotz aller technischen Unzulänglichkeiten unglaublich praktische Übertragungsprotokoll in die Produkte zu integrieren und sich stattdessen auf WiFi verlassen. Das war zu verschmerzen. Immerhin sind alle Lautsprecher auf ein Stromkabel angewiesen und für den Heimgebrauch gedacht. Das ändert sich nun am 24. September, wenn der Sonos Move in den Handel kommt: Der funktioniert zu Hause genauso wie unterwegs, besitzt einen integrierten und – vorbildlich! – wechselbaren Akku, ist laut Hersteller ziemlich unverwüstlich und lässt sich erstmals auch per Bluetooth ansteuern. Ein ziemlicher Paradigmenwechsel.
Outdoor-Spaß für 400 Euro
Gleich vorweg: Die Outdoor-Nummer nehme ich Sonos nicht so recht ab. Zwar bestätigen mir Mitarbeiter*innen des Unternehmens im Interview, dass das Stichwort Outdoor von der User-Base genauso stark nachgefragt wurde wie Bluetooth-Kompatibilität. Bei einem Preis von 400 Euro überlegt man es sich doch aber hoffentlich mindestens zweimal, ob man das Teil nun mit an den Baggersee nimmt oder nicht. Immerhin kann man es nun. Der drei Kilo schwere Lautsprecher ist IP56-zertifiziert und soll so nicht nur Sand und Staub, sondern auch einem starken Wasserstrahl, extremen Temperaturen und UV-Strahlung trotzen. Zudem wurde bei den verwendeten Materialien darauf geachtet, dass Kratzer und sonstige Abnutzungen kaschiert werden bzw. nicht sofort ins Auge springen. Eine Folge dieses Finetunings: Den Lautsprecher gibt es nur in einem speziellen Schwarzton zu kaufen, in Weiß wird er nicht angeboten, nicht zuletzt, um Verfärbungen durch das Sonnenlicht zu vermeiden. Der integrierte Akku soll zehn Stunden durchhalten und wird entweder über die mitgelieferte Docking-Station wieder aufgeladen oder via USB-C. Auch Stürze sollen dem Sonos Move nichts anhaben können. Die Komponenten wurden so verbaut, dass selbst bei einem harten Aufprall nichts abbrechen kann und der nach vorne gerichtete Mitteltöner bombenfest sitzt. Um auch unter freiem Himmel einen guten und vollen Klang gewährleisten zu können, strahlt der Hochtöner des Lautsprechers erstmals in der Sonos-Geschichte nach unten – und wird über einen präzise gefrästen Sound-Tunnel dann in die Atmosphäre geblasen.
Guter Sound, jetzt automatisch
Für den konstant bestmöglichen Klang des Sonos Move haben die Entwickler*innen einen Kniff angewendet. Wer die neueren Lautsprecher des Unternehmens bislang zu Hause betrieb und ein iPhone bzw. iPad besitzt, konnte auf das so genannte Trueplay zurückgreifen, bei dem der Raum und die Position des Speakers analysiert und der Klang den Gegebenheiten angepasst wird. Genau dieses Prozedere ist beim Sonos Move nicht mehr erforderlich. Der Lautsprecher hat einen Beschleunigungssensor und vermisst seine Umgebung selbstständig, sobald er bewegt wird – ähnlich wie der HomePod von Apple. Bei der Präsentation funktionierte das erstaunlich gut. So wanderte der Speaker bei laufendem Betrieb vom Regal in die Schublade. Für ein paar Sekunden mumpfte Billie Eilish angemessen schubladig, kam dann jedoch den Umständen entsprechend wieder klar und durchsetzungsfähig aus der Kommode. Das neue Prinzip ist auch wichtig, weil ein Lautsprecher unter freiem Himmel nochmal ganz anders klingt als in einem Zimmer. Generell ist der Klang der Sonos Move typisch für die Sound Signature des Unternehmens: rund und voll, der Bass angenehm betont, die Höhen klar, der Rest harmonisch eingepasst. Das konnte Sonos schon immer. Auch wenn die Lautsprecher preislich keine Schnäppchen sind: Man bekommt stimmigen und raumfüllenden Klang. Musik mit Sonos macht Spaß.
Bluetooth vs WiFi
Zu Hause, also im Wlan, funktioniert der Sonos Move, wie man es bereits von anderen Lautsprechern des Herstellers kennt. Zwei Exemplare können zu einem Stereo-Pärchen zusammengeschaltet und mit anderen Speakern gruppiert werden. Die Sprachassistenten von Amazon und Google stehen genauso zur Verfügung wie alle Dienste, die in das Sonos-System integriert sind: aktuell über 100 Streaming-Dienste. Auch Apples AirPlay 2 ist integriert. Steht kein WiFi zur Verfügung, lässt sich der Lautsprecher mit Smartphone oder Tablet pairen wie jeder andere auch. Beide Protokolle lassen sich jedoch nicht parallel nutzen, auf der Rückseite wird die präferierte Übertragungsart mit einem Schalter ausgewählt. Pikantes Detail: Bluetooth liegt lediglich in Version 4.2 vor, also nicht im aktuellen 5.0-Standard. Standard sind auch die unterstützten Codec: SBC und AAC.
High-End-Boombox, aber für wen?
Ob Sonos mit dem neuen Move wirklich wird punkten können, bleibt abzuwarten. 400 Euro ist ein stolzer Preis für einen Lautsprecher, der vor allem für den Einsatz draußen konzipiert scheint. In ein heimisches System integriert er sich bestimmt perfekt – und genau das ist ja die Strategie von Sonos: modular und immer wieder erweiterbar. Allein deshalb lohnt ein genauerer Test bzw. Blick, wenn er Ende September in den Handel kommt. Für den Outdoor-Spaß tut es jedoch bestimmt auch etwas Preiswerteres, aber das möge jeder für sich selbst entscheiden. Wir haben eh schon viel zu sehr verlernt, was guter Sound überhaupt ist. Wichtig hingegen scheint, dass Sonos sich öffnet und auf im Markt etablierte Schnittstellen reagiert.
Gute Nachrichten hingegen für all diejenigen, die a) nicht 400 Euro für einen Lautsprecher ausgeben wollen, b) trotzdem gerne guten Sound haben wollen und c) den Sprachassistenten und ihren Mithör-Mikrofonen den Stinkefinger zeigen. Mit den Sonos One SL erscheint bereits am 12. September für 200 Euro der Nachfolger des Play:1. Der neue Einsteiger-Speaker unterstützt die gleichen Streaming-Dienste und AirPlay, lässt sich mit einem One zu einem Stereo-Paar koppeln und bietet auch den gleichen Klang – nur ohne konstanten Lauschangriff.