Review: Apple MacBook Pro (2018)Endlich wieder ein PowerBook?

Review MacBook Pro 2018-lede-full

Für das MacBook Pro musste Apple seit der Design-Überarbeitung 2016 immer wieder Kritik einstecken. Zu teuer, zu wenig Leistung, zu wenige Anschlüsse: zu viele Kompromisse, nur um die Laptops so dünn und leicht zu bekommen. Dabei galt die Pro-Reihe immer als Arbeitstier für anspruchsvolle Aufgaben, für die Grafiker, Fotografen, Musiker und Video-Cutter durchaus bereit waren, ein paar hundert Gramm mehr in den Rucksack zu stecken. Genau diesen Pro-Kunden verspricht man bei Apple mit der 2018er-Generation der Pro-Laptops absolute Pro-Leistung. Das 13"-Modell durchlief den Filter-Test.

Wenn man die eine Obsession in Apples Designabteilung ausmachen müsste, die seit Jahren das Aussehen ganz unterschiedlicher Produkte aus Cupertino bestimmt, dann ist es diese hier: Alles muss immer dünner und leichter werden. In den 1980er- und 1990er-Jahren war das eine mehr als nachvollziehbare Attitüde, vor allem bei Laptops – einer Produktkategorie, von der schon damals klar war, dass sie immer wichtiger werden würde. Das Moore'sche Gesetz versprach technologische Sprünge im Jahresrhythmus, die die portablen Rechner vom Nischen- zum Mainstream-Produkt machen würden: preisgünstiger, leichter, dünner – attraktiver. Genauso kam es auch – und seitdem kommt der Begriff „dünn“ eigentlich in jeder Produktpräsentation von Apple prominent vor. Nicht nur die PowerBooks (so hießen die Laptops von Apple damals) wurden mit immer weiter schrumpfenden Abmessungen und geringerem Gewicht beworben: iPods mussten in immer kleinere Hosentaschen passen und selbst die Display-Einheit des iMac wurde irgendwann auf Haaresbreite plattgerollt – von den iPhones ganz zu schweigen.

Mit dem ersten MacBook Air gelang der Technik-Abteilung von Apple im Jahre 2008 der nächste Durchbruch, der gleichzeitig einen Paradigmenwechsel einläutete. Denn auch wenn die erste Generation dieser neuen Laptop-Klasse kaum zu gebrauchen war, wurde hier überdeutlich, wohin die Reise gehen würde: noch dünner und noch leichter, ab der zweiten Generation extrem solide gebaut und technisch durchaus potent und preislich attraktiv. Das Air gilt noch heute als das beliebteste und erfolgreichste Notebook aus Cupertino überhaupt. Die Prophezeiung von Gordon Moore hatte sich mittlerweile so bewahrheitet, dass sich mit diesem Nicht-Pro-Laptop durchaus einige der klassischen Pro-Aufgaben erledigen ließen. Und wer mehr wollte, kaufte ein MacBook Pro: Das galt bis 2015 als verlässlicher Begleiter für alle, die CPU- und GPU-intensive Arbeiten mit einem mobilen Rechner verrichten wollten oder sogar mussten. Ein ausgereiftes Produkt eben.

Die kreativen Berufe sind traditionell eng mit der Geschichte der Macs verknüpft. Desktop-Publishing wurde so dank der zahlreichen Alleinstellungsmerkmale und Vorsprünge im Betriebssystem erst möglich, Photoshop trat seinen Siegeszug auf dem Mac an, Musiker schworen aud die Rechner und ihre Software – wer einmal mit ASIO-Treibern in Cubase unter Windows gekämpft hat, weiß warum. Doch es gibt einen Bruch in dieser Liebesgeschichte, und die hat wieder mit dem Dünner-Mantra zu tun. Der Mac Pro – das Desktop-Pendant zum Pro-Laptop – von 2013 entpuppte sich als schwierig und anfällig – trotz Ankündigung mit Paukenschlag.

Als die Pros traurig wurden

Die miniaturisierte Überarbeitung der früheren Desktop-Tower war so kompakt designt, dass vor allem die Grafikkarte mit der Hitzeentwicklung im Chassis nicht gut zurechtkam, ausfiel und zu wenig Leistung brachte. Apple-Manager Federighi gab später selbst zu, dass man sich mit dieser Bauweise in eine „thermal corner“ manövriert habe, aus der es kein Entrinnen gab. Auch Upgrades gab es seit 2013 nur eins. Kunden waren verunsichert, Windows war mittlerweile als Betriebssystem attraktiv und das Hardware-Angebot für Microsoft modularer und somit nachhaltiger. Wem der Workflow von macOS nicht so wichtig war, wanderte ab. In dieser Zeit, so die verbreitete Meinung, hätte Apple die Kreativen schlicht aus dem Blick verloren: iPhones waren relevanter – und die Quartalsergebnisse gaben dem Management alle drei Monate immer wieder recht.

Auch bei den Laptops wurde es noch radikaler. Mit dem MacBook stellte man 2015 das bislang dünnste Apple-Laptop überhaupt vor und verabschiedete sich gleichzeitig von jeglichen Anschlussmöglichkeiten jenseits von USB-C. Und ein Jahr später wurde klar, dass man es ernst meinte, auch für die Pro-Reihe. Die komplett überarbeiteten MacBook Pros hatten ebenfalls nur noch USB-C-Anschlüsse (immerhin mehr als nur einen), verfügten über eine Tastatur mit nur noch minimalem Hub und ließen sich technisch nicht so aufmotzen, wie es Pro-User gewohnt waren: Einschränkungen bei der Grafikkarte, vor allem aber beim RAM waren dafür verantwortlich, dass es Kritik hagelte. Und dann versagte die neue „Butterfly-Tastatur“. Denn die war nicht nur sehr laut, sondern auch anfällig für Staub und Krümel. Hatten sich die erstmal unter einer Taste verkantet, half oft nichts anderes mehr als ein Besuch bei Apple. Wohl dem, der noch Garantie hatte. Denn einzelne Tasten ließen sich nicht austauschen. Der Rechner musste vielmehr vollständig auseinandergenommen und mit einem neuen „Top-Case“ bestückt werden – in dem steckt eigentlich alles außer Display und Motherboard. Das ist natürlich einerseits nicht nachhaltig eine amtliche Umweltsauerei – und für Apple ein empfindlich teurer Spaß. Alle Modelle mit dieser Tastatur (ab dem 2015er-MacBook) werden die kommenden Jahre kostenlos von Apple repariert.

Review MacBook Pro 2018-02

Neuer Fokus

Doch mit der dritten Generation dieser MacBook Pros – vor wenigen Wochen vorgestellt – soll nun alles besser werden. Überhaupt hat man im vergangenen Jahr das Pro-Segment bei Apple wieder mehr in den Fokus gerückt. Back to the roots könnte man sagen. Das ist per se ja schon zu begrüßen, aber auch überlebenswichtig für den Konzern. Denn nicht nur Cutter und Grafiker brauchen schnelle Hardware, sondern auch alle App-Entwickler, die das iPhone mit neuen Programmen versorgen. Die Programmier-Arbeit ist nur auf dem Mac möglich. Und wenn die Developer nicht mehr anständig versorgt werden, bricht das Ökosystem zusammen.

Also ein Fokus auf Pro. Im iOS-Segment gibt es iPad Pros, bei den klassischen Rechnern den iMac Pro. Ein neuer Mac Pro soll 2019 erscheinen. Und die 2018er-Laptops sind runderneuert – und viele der Kritikpunkte vom Tisch. Da bietet sich ein Vergleich an. Denn ich arbeite seit 2016 auf genau so einem MacBook Pro – mit wenig RAM, vergleichsweise kleiner SSD, einer dieser klappernden Butterfly-Tastaturen und der Touch Bar, der OLED-Leiste, auf der abhängig vom Programm Funktionen angezeigt werden, die man früher meistens mit den F-Tasten bediente.

Apple hat derzeit kein Consumer-Laptop im Angebot. Das MacBook Air ist schlicht zu alt, sein Display zu schlecht. Das „kleine“ MacBook ist zwar süß, aber einfach zu schwach. Das tatsächliche Consumer-Notebook ist genau das hier – das MacBook Pro in 13".

Ich weiß, was jetzt kommt, und das stimmt natürlich. Ich bin Journalist und schreibe das Internet voll. Einen ordentlichen Belastungstest kann ich in meinem Metier nicht wirklich plakativ orchestrieren. Aber gleichzeitig stimmt das auch überhaupt nicht. Denn wer parallel in Mail, Twitter, iMessage, Slack, Trello, Pages, Google Docs, Pixelmator und zehn Safari-Tabs unterwegs ist – mit 8 GB RAM – stellt seinem MacBook Pro durchaus das eine oder andere Bein, nicht nur wegen der beiden Electron Apps. Und ganz ehrlich gesagt: Von den einschlägigen YouTubern, die – Job-gemäß – die Qualität eines neuen Rechners ausschließlich an den Rendering-Zeiten in Final Cut messen, halte ich nicht viel. Das sind wichtige Ergebnisse, die auch Probleme aufzeigen, doch sie helfen der breiten Masse an Kunden, die einen neuen Rechner brauchen, jedoch nicht wirklich weiter. Denn Fakt ist: Apple hat derzeit kein Consumer-Laptop im Angebot. Wer heute noch ein MacBook Air kauft, ist selber schuld und mit einem Chromebook besser bedient – die Hardware ist schlicht zu alt und das Display zu schlecht. Das „kleine“ MacBook ist zwar süß, aber einfach zu schwach. Das tatsächliche Consumer-Notebook ist genau das, was ich nun ausprobiere: das MacBook Pro in 13".

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Apple MacBook Pro (2018): Das ist neu

MacBook Pro 2018 - Pressebild

Foto: Apple

13"

  • Quad-Core Intel Core i5 und i7 Prozessoren bis 2,7 GHz mit Turbo Boost bis 4,5 GHz und doppeltem eDRAM
  • Intel Iris Plus integrierte Grafik 655 mit 128MB eDRAM
  • Bis zu 2 TB SSD-Speicherkapazität
  • True Tone Display-Technologie
  • Apple T2 Chip
  • Touch Bar und Touch ID
  • Preise: 1.999 € – 4.349 €

(Das 13"-Modell ohne Touch Bar wurde nicht aktualisiert.)

15"

  • 6-Core Intel Core i7 und Core i9 Prozessoren mit bis zu 2.9 GHz sowie bis zu 4.8 GHz mit Turbo Boost
  • Bis zu 32GB DDR4-Speicher
  • Leistungsstarke dedizierte Radeon Pro-Grafik mit 4 GB Videospeicher in jeder Konfiguration
  • Bis zu 4 TB SSD-Speicherkapazität
  • True Tone Display-Technologie
  • Apple T2 Chip
  • Touch Bar und Touch ID
  • Preise: 2.799 € – 7.959 €
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In Aktion

Review MacBook Pro 2018 - Nimi

Architektin Nimi Attanayak – Foto: Apple

Review MacBook Pro 2018 - Byron

Kolorist Byron Wijayawardena – Foto: Apple

Review MacBook pro 2018 Gareth Cousins

Audio-Mixer Gareth Cousins – Foto: Apple

Wie die wirklichen Pros von den neuen Rechner zukünftig profitieren sollen, schaue ich mir bei einem Workshop an. Hier treffe ich zum Beispiel die Londoner Architektin Nimi Attanayak, die beim Innenausbau viele Entscheidungen erst auf der Baustelle trifft und dafür einen schnellen Rechner für CAD braucht. Oder Byron Wijayawardena, der mit seinem Team bekannte Bands auf Tour begleitet und das filmisch dokumentiert und dabei oft in kürzester Zeit als Kolorist Footage bearbeiten muss. Und Gareth Cousins, der als Tontechniker in der Abbey Road gearbeitet hat und später vor allem Film-Soundtracks wie „Batman Begins“, „Gravity“ oder „Notting Hill“ mixte. Er lässt auf einem neuen MacBook Pro ein ProTools-Projekt mit über 400 Audio-Spuren laufen. Natürlich würde er davon irgendwann erst Stems und dann Bounces machen, aber was passiert denn, wenn der Kunde aus Hollywood anruft und noch Änderungen wünscht, man selber aber schon gerade in das Flugzeug nach Hollywood einsteigt? Deshalb, erklärt er, brauche er immer alle Spuren an einem zentralen Ort, auf einem portablen Rechner. Und das geht jetzt. Niemand steigt mit einem iMac in die 747. Das weiß auch Jason Hawkes. Der Fotograf verbringt praktisch seine gesamte Arbeitszeit am Himmel. Er hat sich auf Luftaufnahmen spezialisiert, gleitet im Helikopter über unsere Städte und macht dabei unglaubliche Aufnahmen. Nicht nur Getty-Geschichten, sondern auch viel „Sinnvolleres“, zum Beispiel für die Londoner Stadtverwaltung, um die Topografie einschätzen und bewerten zu können, wenn ein Neubau in der City geplant ist. Aber einen Hubschrauber zu mieten ist teuer, und wenn man schon in der Kabine das Material sichten und den Entwurf der Architekten literally on the fly in die Bilder hineinrechnen kann – gerade wenn der Kunde daneben sitzt – kann man sich einen zweiten Rundflug oft sparen.

Review MacBook pro 2018 - Jason Hawkes

Fotograf Jason Hawkes – Foto: Apple

All das ist adorable und wonderful, ich setzte mich aber dann doch lieber an den Schreibtisch, zu meinen Safari-Tabs und Electron Apps. Denn auch in diesem vergleichsweise bescheidenen Szenario profitiert man von deutlich spürbaren Performance-Verbesserungen. Die Neuerungen lassen sich in mehrere Kategorien einteilen: mehr RAM, mehr und wesentlich schnellerer SSD-Speicher und natürlich neue Prozessoren. Hier gibt es Unterschiede zwischen den 15"- und 13"-Modellen, wir beschränken uns auf den 13"-Rechner. Dazu kommen Dinge, die sich beiden Größen teilen: den T2-Chip, der sowohl die Touch Bar und den Fingerabdrucksensor steuert, vor allem jedoch die Daten auf der Festplatte verschlüsselt und auch den Boot-Prozess absichert. Vom T2 wird später noch die Rede sein. Außerdem unterstützen die Displays nun die True-Tone-Technologie, die die Farbwerte automatisch an die Umgebungshelligkeit anpasst. Apple hat auch die Butterfly-Tastatur überarbeitet. Zwar bleibt der Hub so gering wie bei den Vorgängermodellen, sie soll aber leiser sein. Ah, und: Siri lässt sich auf dem Mac nun auch per Zuruf aktivieren.

Review MacBook Pro 2018 Tastatur

Sieht aus wie immer, fühlt sich aber anders an – die 3. Generation der Butterfly-Tastatur.

Fangen wir beim Aufreger Nummer eins an – der Tastatur. Seit genau zwei Jahren tippe ich nun auf den Butterflies, und ich habe meinen Frieden damit gemacht. Ja, sie ist klapprig und lauter als andere Keyboards, ich komme damit aber hin. Tauschen lassen musste ich die Tastatur bislang noch nicht – toi, toi, toi –, eingeklemmte Tasten habe ich aber mehrmals erlebt: Zum Glück behob ein beherztes Ruckeln das Problem immer. Die neue Generation auf dem neuen Rechner liefert hier tatsächlich Abhilfe. Das Geheimnis ist nicht die leisere Funktionsweise – auch wenn sie tatsächlich ein wenig leiser ist –, sondern ein weicheres Gefühl beim Schreiben. Apple hat jede Taste auf ein Stückchen Silikon gebettet. So werden die dB beim Texten der Headline reduziert, der eigentliche Grund dafür ist jedoch, dass Krümel so nicht so einfach unter die Tasten geraten sollen. Sagt Apple nicht offiziell, schreibt es aber in die Service-Unterlagen für die Werkstatt-Mitarbeiter der eigenen Stores. Und die sind im Netz geleakt. Ob das Silikon langfristig gute Arbeit leistet, bleibt hingegen abzuwarten, ich habe aber nach rund drei Wochen ein durchaus positives Gefühl dabei.

Die vielleicht wichtigste und größte Neuerung betrifft die Prozessoren. Das 2018er-MacBook-Pro ist das erste 13"-Laptop von Apple überhaupt, das mit Vierkern-Prozessoren ausgeliefert wird – standardmäßig in der i5-, aufrüstbar als i7-Variante. Muss man sich mal vorstellen. Vom so erreichten – gerade auch im Pro-Bereich jenseits der Safari-Tabs relevanten – Performance-Boost abgesehen, zeigt sich hier eines der Dilemmas, in den Apple sich aktuell befindet. Denn viele der Kritikpunkte der ersten beiden Generation des MacBook Pro mit Butterfly-Tatatur im ultradünnen Design sind nicht nur auf dem Mist in Cupertino gewachsen, sondern auch beim Chip-Partner Intel. Beim Platzhirschen läuft es seit Längerem eher suboptimal. Versprechungen, neues Designs zu liefern, können oft nicht gehalten werden, es kam in der Vergangenheit immer wieder zu Verzögerung in der Entwicklung und Auslieferung. Und irgendwann muss jeder Hersteller den Sack zumachen und für neue Produkte dann eben doch auch nicht mehr ganz neue Chips zurückgreifen.

Es scheint ausgemacht, dass sich Apple langfristig, wenn nicht sogar schon mittelfristig, von Intel trennen wird und Rechner mit eigenen CPUs ausstatten wird.

So kam es dazu, dass in Sachen RAM bislang bei 16 GB Schluss war und auch vier Thunderbolt-Ports unterschiedliche Leistung brachten. Gleichzeitig läuft die eigene CPU-Entwicklung für iPhones und iPads wie am Schnürchen. Bemüht man schnöde Benchmark-Tests als Referenz, ist ein iPhone X oder ein aktuelles iPad Pro oft schon performanter als ein MacBook. Womit wir wieder beim T2-Chip wären, einer dieser Eigenentwicklungen auf ARM-Basis, der im MacBook Pro zahlreiche Funktionen übernimmt. Es scheint ausgemacht, dass sich Apple langfristig, wenn nicht sogar schon mittelfristig, von Intel trennen und Rechner mit eigenen CPUs ausstatten wird. Das ist nicht nur preisgünstiger, sondern auch effizienter. Die Vorbereitungen laufen bereits. Schon mit der kommenden Version von macOS im Herbst landen einige iOS-Apps auf dem Mac – Entwickler sollen Ende nächsten Jahres mit der Portierung ihrer iPhone-Programme beginnen können: Die Zeichen stehen auf Umschwung.

Review MacBook Pro 2018 Peter Eszenyi

Visual-FX-Experte Peter Eszenyi – Foto: Apple

Was das bedeutet, oder bedeuten kann, zeigen mir die Pros beim Workshop. Peter Eszenyi ist Experte für Visual FX für Filmproduktionen und hat zum Beispiel „Guardians Of The Galaxy“ betreut. Oft, so erzählt er, müssen Dinge noch am Set geändert oder angepasst werden. Das war bislang häufig nicht oder nur sehr kompliziert zu bewerkstelligen – meistens fehlt einfach der Platz und die Logistik, vor Ort große Workstations aufzubauen, um die Änderungen quasi in Echtzeit umzusetzen. Ein voll ausgestatteter 15"-Zöller nimmt Druck raus – eine Investition, die sich lohnt.

Womit Eszenyi eher weniger, ich hingegen umso mehr werde anfangen können, ist die True-Tone-Technologie im Display. Grafiker, Fotografen und Layouter sind auf unverfälschte Farben auf dem Display angewiesen, koste es die Kopfschmerzen, die es eben kostet. Ich aber war mit den Anpassungen des Weißwertes mehr als glücklich – schätze ich diese Technik doch auch auf dem iPhone und iPad Pro. Bonus: Auch externe Monitore können diese Kalibrierung übernehmen, zumindest mein LG UltraFine 4K, dessen größeres 5K-Pendant und der Klassiker, das Apple Thunderbolt-Display (R.I.P.).

Fazit

Im Intel-Universum, in dem sich Apple (noch) mit allen Macs bewegt, gibt es eine einfache Rechnung: Performance braucht Platz. Von dieser Strategie ist man in Cupertino nicht so wirklich begeistert, denn: „Dünn rules“. Da hat die Design-Prämisse von Tim Cook und Jony Ive vergleichsweise wenig Chancen. Mit der neuen Generation des MacBook Pro ist dennoch ein wichtiger Schritt getan, sich die Pro-Kunden mit Vorliebe für mobile Rechner zu bewahren bzw. zurückzuholen. Das trägt natürlich mitunter merkwürdige Blüten. Für 700 Euro gibt es zusätzlich zu den Laptops eine externe Grafikkarte zu kaufen, die die GPU-Leistung nochmal deutlich erhöht – vorausgesetzt, die App, in der man arbeitet, unterstützt diese schon. Das wirkt mitunter etwas verzweifelt, ist aber ein Rettungsanker für all diejenigen, die auf einen Mac angewiesen sind. Und derer gibt es nicht wenige. Denn natürlich kann man sich immer entscheiden, auf ein Windows-System zu wechseln. Aber ganz ehrlich: Wer will das denn? Ich bewundere alle, die beide Betriebssysteme unter den Achseln haben und sich mit dem Spruch „Ich arbeite doch eh in der Cloud“ erfolgreich rausreden können. Weil: Ich kann das nicht mehr. Windows ist okay, macOS einfach besser. Was es braucht, ist eine neue Definition von Apples Design-Sprache. Ein wie auch immer geartetes Lockerlassen. Gebt den Pro-Usern ein etwas fluffigeres Chassis, in dem mehr Power ohne Hitzewelle funktioniert und in dem auch der Kartenleser wieder drin ist. Finden die immer noch super. Macht euch Gedanken über einen neuen – preisgünstigeren Laptop für die Nicht-Pros. Baut das MacBook Air 2.0. Und: Überdenkt eure Preispolitik. Das Testgerät der Redaktion mit komfortablen 16 GB RAM, einem i7-Prozessor und 2 TB SSD kostet 4.350 Euro. Das sind Mondpreise, bei denen selbst Neil Armstrong die Fahne auf unserem Trabanten freiwillig wieder einrollen würde – trotz makelloser Performance dieses Laptops, das gut und gerne auch wieder PowerBook heißen könnte.

Review MacBook pro 2018 03

Leseliste 05. August 2018 – andere Medien, andere ThemenStatus Quo Journalismus, Krisendienst, Playlists in Restaurants und Berliner Weiße ohne Schuss

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